Pflanzen – Energie für unser Leben
12. Dezember 2021 von Esther Neumann
Einer der Hauptgründe, warum wir Nahrung zu uns nehmen, ist sicher die Bereitstellung von Energie. Ohne sie würde das Leben sehr schnell erlöschen. Pflanzen können über ihre Blätter die Sonnenenergie fixieren und in chemische Energie umwandeln. Tier und Mensch können das nicht, sie sind abhängig von dieser Energie. Wir essen sie in Form von Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen.
Es gibt aber noch viele anderen Stoffe, die uns die Pflanzen in zum Teil winzig kleinen Mengen zur Verfügung stellen. Dazu gehören die Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Hormone, Enzyme und die zahlreichen sekundären Pflanzenstoffe. Sekundär, also an zweiter Stelle stehend, heißen diese Stoffe darum, weil sie nicht dem eigentlichen, primären Stoffwechsel dienen.
Die Pflanze bildet diese Stoffe zu ihrem eigenen Schutz, um Krankheiten und Schädlinge abzuwehren aber auch um Nützlinge anzulocken, um die Vermehrung zu garantieren, sich vor Austrocknung zu schützen und für viele unzählige Aufgaben mehr. Die Wissenschaft hat herausgefunden, dass genau diese Stoffe auch für uns Menschen dienstbare Geister sind, besonders in der Abwehr von Krankheiten. Wen wundert es da, dass unsere ursprüngliche, vom Schöpfer bestimmte Ernährung aus dem Reich der Pflanzen kommt?
Energiekraftwerke
In fast allen unserer Zellen gibt es winzig kleine Kraftwerke, die die Energie für unseren Körper herstellen. Es sind die Mitochondrien. Fast alles, was wir essen, landet früher oder später in diesen winzigen Kraftwerken und wird zu Energie gemacht.
Unser Körper ist ein geniales, riesengroßes Chemielabor. Die chemische Energie, die in den Mitochondrien entsteht, heißt ATP (Adenosintriphosphat). Der Körper braucht sie, damit die Muskeln sich bewegen können.
Energie wird aber auch verbraucht, um lebensnotwendige Moleküle herzustellen und Transportprozesse in der Zelle und von einer Zelle zur anderen abzuwickeln. Bei einem erwachsenen Menschen entspricht die Menge ATP, die täglich hergestellt wird, in etwa seinem Körpergewicht.
Coenzym Q10 spielt eine Schlüsselrolle bei der Bildung der Energie. Dieses Coenzym ist so wichtig, dass es der Körper selber herstellt. Dazu braucht er aber eine ganze Reihe von Vitaminen und Eiweiß. Es kommt auch in jeder Pflanze vor, besonders aber in Ölsaaten und Getreidekeimen. Bevorzugen wir also kaltgepresste Pflanzenöle und Vollgetreide.
Als Nahrungsergänzungsmittel in Kapseln sollen wir Coenzym Q10 nur dann schlucken, wenn es der Körper nachweislich nicht selber herstellen kann. Wir kennen den Tagesbedarf des Menschen nicht genau. Zahlreiche Studien wurden durchgeführt, um die positive Wirkung von künstlich zugeführtem Coenzym Q10 zu beweisen. Es konnten aber noch keine überzeugenden Zusammenhänge gefunden werden. Darum ist von einer eigenständigen Nahrungsergänzung abzuraten, auch wenn uns die Werbung dazu verleitet.
Schutz aus grünen Blättern
Ein anderer wichtiger Stoff, den uns die Pflanzen liefern, ist Chlorophyll, der grüne Pflanzenfarbstoff. Wir können ihn mit unserem roten Blutfarbstoff vergleichen. Chlorophyll brauchen wir zur Blutbildung, zur Stärkung unseres Immunsystems und des Leberstoffwechsels. Es hemmt auch die Entstehung verschiedener Krebsarten. Sehr viel Chlorophyll ist in den Blättern von Spinat und Brennnesseln, in Brokkoli, Weizen- und Kamutgras enthalten. Es wird auch in Kapseln und Tabletten angeboten. Aber wir bevorzugen die ganze Pflanze, weil wir damit noch viele andere Stoffe mitgeliefert bekommen, die wir für die Bereitstellung verschiedenster Energieformen benötigen. Wenn wir viele grüne Pflanzen essen, wird uns Energie fast zum Nulltarif mitgeliefert.
Gehirnnahrung
Um unsere geistige Energie immer in Topform zu halten, brauchen wir Lecithin. Auch das stellt der Körper selber her. Lecithin gilt seit alters her als Nervennahrung. Wahrscheinlich darum, weil die Nervenzellen und besonders das Gehirn hohe Lecithin-Gehalte aufweisen. Es dient aber auch als Vorstufen für Botenstoffe, die für ein reibungsloses Funktionieren unseres Gehirns gebraucht werden. Lecithin finden wir in der Sojabohne, somit auch im Sojaöl, in den Nüssen und Pflanzensamen, aber auch im Kohlgemüse.
Im Gehirn finden wir auch sehr viel Vitamin C. Und das wiederum entdecken wir in Obst und Gemüse. Eine andere Pflanze, die sich positiv auf die Leistung des Gehirns auswirkt, ist Ginkgo. Auszüge aus den Blättern werden verwendet, um die Durchblutung zu verbessern. Besonders bei älteren Menschen kann so die Gehirndurchblutung verbessert werden, was sich auf die Merkfähigkeit auswirkt.
Auch Ginseng wirkt bei älteren Menschen anregend. Es gibt aber sehr viele minderwertige Präparate auf dem Markt, da man mit solchen Produkten ein beachtliches Geschäft machen kann. Kontrolliert hochwertige Produkte gibt es nur im Fachhandel, in der Apotheke. Billigprodukte aus dem Supermarkt sind oft gestreckt oder mit anderen Stoffen verschnitten.
Schutz vor Krankheiten
Unsere Nahrungsmittel sollen uns auch vor Krankheiten schützen. Hier bieten die vielen sekundären Pflanzenstoffe eine große Wirkungsbreite an. Sulfide sind die scharfen Inhaltsstoffe in den Zwiebelgewächsen, wie Schnittlauch, Schalotte, Frühlingszwiebeln, Knoblauch, Porree und Gemüsezwiebeln. Sie beeinflussen unser Immunsystem, unsere Blutgerinnung und hemmen die Ablagerung von Cholesterin in den Arterien. Somit senken sie das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Vor Krebs, Entzündungen und Kreislauferkrankungen können uns die bunten Farben von Obst und Gemüse schützen. Die Farben gehören zur großen Gruppe der Flavonoide. Radieschen, Rotkraut, Melanzanie, Paprika, rote Zwiebeln und rote Rüben, Kirschen, Zwetschgen, Marillen und Pfirsiche, Äpfel und viele bunte Beeren sind Medizin aus der Natur, ganz ohne Nebenwirkungen. Vergessen wir auch nicht die reinigende Energie vieler Pflanzen. Viele Wildpflanzen wie Löwenzahn, Brennnessel, Mariendistel, Wegwarte, um nur einige zu nennen, helfen unserer Leber bei ihrer vielseitigen Aufgabe. Aber auch hier baut der Körper selber viele Schutzwälle gegen Krankheiten. Es sind körpereigene Enzymsysteme. Dazu braucht er viele Bauteile aus dem Pflanzenreich: Vor allem Vitamine und Spurenelemente. Selen spielt eine wichtige Rolle bei der Abwehr von krankmachenden Prozessen. Wir finden Selen in Nüssen, am meisten in der Paranuss. Auch Sojabohne und Vollgetreide sind mögliche Quellen.
Nahrung für die Psyche
Mit Hilfe der Ernährung können wir auch unsere Seele verwöhnen. Essen ist Genuss und Ausdruck von Lebensfreude. Zum Genießen braucht man aber Zeit. Essen wir darum langsam und genießen wir den Geschmack unserer Speisen. Nicht die Menge, sondern der Geschmack macht den Genuss aus. Eine Tafel Schokolade, gegessen wie ein Stück Brot, weckt nur das schlechte Gewissen und bringt keinen Genuss. Es muss aber nicht unbedingt Schokolade sein. Ein Stück Banane auf der Zunge zerdrücken und einige Zeit bei geschlossenen Augen den Geschmack in sich aufnehmen! Welch Genuss! Die Banane enthält zudem genauso wie die Schokolade den Botenstoff Serotonin, aber auch Vorstufen dazu, das Tryptophan. Aus dieser Aminosäure kann im Gehirn der Botenstoff Serotonin gebildet werden. Dieser Stoff bewirkt, dass sich Körper und Seele entspannen.
Weitere Nahrungsmittel, die viel Tryptophan enthalten, sind: Nüsse, Sesam, Ananas, Erdbeeren und Himbeeren, Kartoffeln, Zwiebeln und Erbsen. Tryptophan gelangt aber leichter ins Gehirn, wenn wir Kohlenhydrate dazu essen, also Brot, Reis, Nudeln, Haferflocken, Müsli. Die Kohlenhydrate lassen unseren Blutzuckerspiegel ansteigen. Dadurch steigt auch unser Insulinspiegel. Insulin wiederum bindet bevorzugt andere Aminosäuren, aber nicht das Tryptophan. So gelangt mehr Tryptophan ins Gehirn, aus dem der „Glücksbotenstoff“ Serotonin vermehrt gebildet werden kann. Kein Wunder also, dass uns Diäten, die keine Kohlenhydrate enthalten, regelrecht aus der Fassung bringen.
Vielfalt
Eine abwechslungsreiche, möglichst naturbelassene, pflanzliche Ernährung bringen unsere verschiedenen Energien in Schwung. Darüberhinaus regen keine Nahrungsmittel unsere Sinne so intensiv an wie Obst und Gemüse. Bunte Farben, wohlriechende Düfte, angenehme Geschmacksempfindungen lassen uns immer wieder gern zu diesen gesunden Energiespendern greifen. Nützen wir die enorme Vielfalt für unsere Gesundheit!
Esther Neumann
Esther Neumann studierte Ernährungswissenschaften auf der Universität Wien. Seitdem schrieb sie für viele Jahre für das Gesundheitsmagazin „Leben und Gesundheit“, und führte Gesundheitsvorträge in vielen Orten Österreichs durch.www.ernaehrungaktuell.at/
Ein Artikel von RundumGesund.org