Nichtalkoholische Fettleberkrankheit – Wenn sich die Leber entzündet

Bill1) ist 58 Jahre alt, fettleibig, fühlt sich aber völlig gesund. Bei einer Routineuntersuchung erfährt Bill, dass er Fett in der Leber hat. Abgesehen von seiner bereits bekannten Fettleibigkeit hat Bill jedoch keine Symptome und verspürt keine Schmerzen oder Beschwerden. Bill ist besorgt, weil der Arzt sagt, dass es sich um eine Fettleber handle, die, wenn sie nicht behandelt wird, zu einer Zirrhose führen könnte. Bill sagt jedoch, dass er nie viel Alkohol konsumiert hat und seit 5 Jahren nicht einmal mehr in der Öffentlichkeit getrunken hat. Bill ist besorgt und wendet sich an uns auf der Suche nach einer Ernährungsberatung, um seine Gesundheit zu verbessern und zur Behandlung der Krankheit beizutragen.

Nichtalkoholische Fettleberkrankheit - Wenn sich die Leber entzündet

Nichtalkoholische Fettleberkrankheit wird durch eine Entzündung der Leber verursacht, die auf die Ansammlung von Triglyceriden im Lebergewebe zurückzuführen ist. Die Fettleberkrankheit ist eine weit verbreitete multifaktorielle Erkrankung, die mit Stoffwechselfaktoren zusammenhängt. Sie wird in der Regel durch schlechte Ernährungsgewohnheiten in Verbindung mit Bewegungsmangel oder Fettleibigkeit verursacht. Sie kann auch als Folge von Diabetes, hohem Cholesterinspiegel, Bluthochdruck oder dem metabolischen Syndrom auftreten, das eine Kombination dieser Symptome ist.2)

Nichtalkoholische Fettleberkrankheit kann als erste Stufe der hepatischen Steatose angesehen werden, einer Erkrankung, die durch die Ansammlung von Fett in den Leberzellen gekennzeichnet ist. Sie betrifft stillschweigend eine wachsende Zahl der Bevölkerung. Eine neuere Studie, die in den Vereinigten Staaten mit 328 asymptomatischen Patienten durchgeführt wurde, ergab, dass 46 % der Personen eine Steatose aufwiesen, von denen 70 % fettleibig und 26 % Diabetiker waren. Studien zeigen, dass ein BMI > 30 und Diabetes mellitus als Risikofaktoren für die Entwicklung einer Steatohepatitis zur Zirrhose gelten.3)

Verschiedene Stadien der Lebererkrankung

Fettleibigkeit ist weltweit und in allen Altersgruppen immer häufiger anzutreffen. Derzeit gibt es weltweit eine Milliarde übergewichtige Erwachsene, von denen 300 Millionen fettleibig sind und einen BMI ≥ 30 haben. In den USA haben etwa 30 % der Bevölkerung eine nichtalkoholische Fettlebererkrankung. Noch deutlicher ist dies bei krankhaft fettleibigen Patienten, bei denen die Prävalenz der hepatischen Steatose bei 76 bis 91 % liegt, wobei 25 bis 37 % der Betroffenen eine Hepatitis entwickeln.

Die Prävalenz der nichtalkoholischen Fettleberkrankheit nimmt mit dem Alter zu, aber auch Kinder und Jugendliche sind davon nicht verschont. Adipositas ist die Anhäufung von Triglyceriden (Blutfett) im Fettgewebe. Wenn die Fettzellen ihre Expansionsgrenze erreichen, kommt es zur Anhäufung von Fetten in anderen Geweben, einschließlich der Leber.4)

Ein fettleibiger Mann hält sich den Bauch. Photo by Towfiqu barbhuiya from Pexels

Die Prävalenz von Typ-2-Diabetes nimmt exponentiell zu. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird es im Jahr 2030 weltweit mehr als 300 Millionen Menschen mit Diabetes geben. Im Laufe der Jahre können makro- und mikrovaskuläre Komplikationen auftreten, die die Lebenserwartung und -qualität von Diabetikern verringern. Nach Adipositas war Diabetes mellitus der Risikofaktor, der am stärksten mit dem Auftreten einer nichtalkoholischen Fettlebererkrankung korrelierte.5)

In einer anderen Studie mit 195 Patienten mit Leberzirrhose aufgrund von nichtalkoholischer Lebersteatose, die fünf Jahre lang beobachtet wurden, entwickelten 12,8 % Leberkrebs. Das Risiko war bei älteren Männern mit Diabetes mellitus höher.6) Die Sterblichkeit infolge chronischer Lebererkrankungen ist die dritthäufigste Todesursache bei Patienten mit nichtalkoholischer Lebersteatose.

Hauptsymptome

Normalerweise treten in den frühen Stadien der Krankheit keinerlei Symptome auf, so dass die nichtalkoholische Fettleberkrankheit oft zufällig bei Untersuchungen zur Diagnose anderer Krankheiten entdeckt wird. Die Fettleberkrankheit kann, wenn sie zu Beginn behandelt wird, reversibel sein, aber 30% der diagnostizierten Patienten leiden unter dem Fortschreiten der Krankheit.

Obwohl es sich in den meisten Fällen um eine asymptomatische Erkrankung handelt, kann es in fortgeschrittenen Stadien zu Schmerzen in der rechten Bauchseite, einem geschwollenen Bauch, Übelkeit, Erbrechen und allgemeinem Unwohlsein kommen. Bei Auftreten dieser Symptome sollte ein Hepatologe konsultiert werden, um die Leberfunktion und den Schweregrad der Erkrankung zu untersuchen.7)

Eine Frau mit Schmerz in der Leberregion - photo created by freepik - www.freepik.com

Die Lebersteatose hat drei Stadien, von denen zwei reversibel sind (fettig und entzündet), und das dritte Stadium ist die Leberzirrhose, wenn die geschädigten Teile des Organs Narbengewebe bilden und die Krankheit irreversibel wird.

Diagnose der nichtalkoholischen Fettleberkrankheit

Um die Gesundheit der Leber zu beurteilen, kann der Arzt Blutuntersuchungen, bildgebende Untersuchungen wie Ultraschall, Tomographie und MRT und sogar eine Biopsie anordnen, da diese Untersuchungen wichtige Informationen über Veränderungen in diesem Organ liefern. Am häufigsten werden bildgebende Untersuchungen eingesetzt, da sie schnell und mit hoher diagnostischer Genauigkeit durchgeführt werden können. Im speziellen Fall der nichtalkoholischen Fettleberkrankheit ist es üblich, die folgenden Bluttests anzufordern:

Der Leberfunktionstest umfasst in der Regel die Marker ALT (Alanin-Aminotransferase), AST (Aspartat-Aminotransferase) und GGT (Gamma-Glutamyl-Transferase), die die Konzentration der Leberenzyme messen. Ergänzt werden sie durch Albumin, Bilirubin, Laktatdehydrogenase und Prothrombinzeit. Diese Tests werden in der Regel zusammen angeordnet und liefern wichtige Informationen über den Zustand der Leber.

Blutuntersuchungen zur Messung von Glukose, Cholesterin und Hämoglobin sind ebenfalls Teil der Analyse.

Behandlung

Die Behandlung muss multidisziplinär sein. Lebensstiländerungen und die Kontrolle von Risikofaktoren sollten gefördert werden.

Es ist wichtig, dass sich die Patienten gesund, natürlich und vollwertig ernähren und mehr Obst, frisch zubereitetes Gemüse und ballaststoffreiche Vollkornprodukte zu sich nehmen.

Ein gesundes Frühstück

Der Verzehr von verarbeiteten und ultraverarbeiteten Lebensmitteln sowie von raffinierten Kohlenhydraten sollte ebenfalls reduziert werden. Diese Lebensmittel sind schädlich für die Leber und haben einen hohen Fett- und Zuckergehalt, der zu Übergewicht beiträgt, dem Hauptrisikofaktor für Bluthochdruck, Diabetes und nichtalkoholischer Fettleberkrankheit. Auf Süßigkeiten, Softdrinks, zuckerhaltige Getränke, Margarine, Käse und frittierte Lebensmittel sollte man generell verzichten.8)

Einige Kräuter und Tees können für die Behandlung nützlich sein. Aber Vorsicht vor Teemischungen zur Gewichtsabnahme! Auf der Suche nach einer Gewichtsabnahme zur Wiedererlangung der Lebensqualität laufen Patienten, bei denen eine Fettleber diagnostiziert wurde, Gefahr, ihren Zustand zu verschlimmern. Obwohl die Gewichtsabnahme als Hauptpfeiler der Behandlung gilt, ist es wichtig, dass der Gewichtsverlust schrittweise erfolgt. Eine rasche Gewichtsabnahme kann die Steatose verschlimmern, da das im Körper gespeicherte Fett, bevor es „verbrannt“ wird, auch die Leber durchläuft und diese überlastet. Es wird empfohlen, eine schnelle Gewichtsabnahme mit diesen Produkten zu vermeiden, da auch ein natürliches Produkt nicht immer unbedenklich ist.

Einige Tees haben auch eine hohe Entgiftungswirkung, aber sie müssen in Bezug auf die Dosierung und den Zeitpunkt der Behandlung unter Aufsicht eines Arztes richtig eingesetzt werden. Andernfalls kann der Patient zu einer Drogenhepatitis fortschreiten, die auftritt, wenn sich die Leber durch die Wirkung pflanzlicher Arzneimittel entzündet.9) Lass dich immer von einem qualifizierten Ernährungsberater oder Arzt beraten.

Medikamentenhepatitis kann sowohl durch pflanzliche als auch durch verschriebene Arzneimittel ausgelöst werden. In diesem Fall ist es notwendig, das Kosten-Nutzen-Verhältnis zu bewerten und die Möglichkeit einer Substitution zu prüfen. Die Einnahme von Anabolika sollte eingestellt werden, und wenn die Steatose mit anderen Krankheiten wie Hypothyreose oder polyzystischen Ovarien einhergeht, sollten diese Erkrankungen entsprechend behandelt werden.10)

Es gibt keine spezifischen Medikamente gegen Steatose, aber einige Medikamente zur Kontrolle von Cholesterin, Diabetes und Fettleibigkeit sind für einige Patienten angezeigt.

Eine sehr interessante pflanzliche Behandlung ist Silymarin. Es ist ein Extrakt aus den Samen des Krauts Silybum Marianum, im Volksmund auch bekannt als Mariendistel, und wird seit Jahren zur Behandlung von Lebererkrankungen eingesetzt.

Milk thistle flower - By Alvesgaspar CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10109722

Vorklinische wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass Silymarin den oxidativen Stress und die daraus resultierende Zytotoxizität verringern kann und somit intakte oder noch nicht geschädigte Leberzellen schützt. Silymarin wirkt als Radikalfänger und moduliert Enzyme, die mit der Entwicklung von Zellschäden, Fibrose und Zirrhose verbunden sind.11)

In einer Analyse der Behandlung von Patienten mit Diabetes und nichtalkoholischer Leberzirrhose konnte Silymarin auch die glykämischen Parameter verbessern. Um einen maximalen Nutzen zu erzielen, sollte die Behandlung mit Silymarin so früh wie möglich begonnen werden, wenn die Regenerationsfähigkeit der Leber bei Patienten mit einer Fettlebererkrankung noch hoch ist.

Silymarin kann als Tee oder in Form von Kapseln und Tabletten eingenommen werden, um die vom Arzt empfohlene Behandlung zu ergänzen, und muss mit körperlicher Bewegung und einer Änderung der Ernährungsgewohnheiten einhergehen.

Um die nichtalkoholische Fettleberkrankheit loszuwerden, muss sich der Patient vor allem dazu verpflichten, seinen ungesunden Lebensstil zu ändern. Es wird empfohlen, ein gesundes Gewicht zu erreichen, in einem Plan, der körperliche Bewegung kombiniert,12) mit Aktivitäten von geringer und mittlerer Intensität und einer Änderung der Ernährungsgewohnheiten. Einige wissenschaftliche Studien zeigen die Vorteile einer Supplementierung mit Vitamin E, Omega 3, Vitamin D13) und pflanzliche Präparate wie Silymarin. Behandle deine Leber gut, denn sie ist wichtig für deine Gesundheit!

Elen Duarte

Elen Duarte

Elen Regina Duarte hat Ernährung an der Universität Nove de Julho in São Paulo, Brasilien, studiert und eine Leidenschaft für Familienernährung entwickelt. Sie ist verheiratet und Mutter eines wunderschönen Mädchens.

Referenzen

↑1Name von der Redaktion geändert
↑2, ↑5Hepatologia SBd, Coelho HSM, Leite NC. Prevalência e importância da doença hepática gordurosa não alcoólica [internet]. Universidade Federal do Rio de Janeiro.; [Accessed on: 07 oct. 2021]. https://sbhepatologia.org.br/pdf/revista_monotematico_hepato.pdf
↑3, ↑4, ↑7, ↑9Aray Nabuco e Wilson Vieira, COMO CONTROLAR A GORDURA NO FÍGADO – Coleção Saúde Essencial
↑6Ascha MS, et.al. The incidence and risk factors of hepatocellular carcinoma in patients with nonalcoholic steatohepatitis. Hepatology. 2010 Jun;51(6):1972-8. DOI: 10.1002/hep.23527
↑8https://www.sbhepatologia.org.br/pdf/FASC_HEPATO_31_FINAL.pdf
↑10, ↑12, ↑13Hepatologia SBd. Doença Hepática Gordurosa Não Alcoólica: Consenso da Sociedade Brasileira de Hepatologia [internet]. Sao Paulo; 2017. [Accessed on: 07 out. 2021]. https://www.sbhepatologia.org.br/pdf/Consenso_DHGNA_da_SBH-2015.pdf
↑11Gillessen A, Schmidt HH. Silymarin as Supportive Treatment in Liver Diseases: A Narrative Review. Advances in Therapy 37, 2020. DOI: 10.1007/s12325-020-01251-y

Ein Artikel von RundumGesund.org

Gesund und schön mit Bierhefe

26. März 2023 von Esther Neumann

Mais am Morgen, Mais am Mittag, Mais am Abend. Mais als Brot, Grütze, Brei und Suppe. Die Maisesser im Staate Louisiana werden krank. Um 1920 herum schickt das Gesundheitsamt in Washington Dr. Joseph Goldberger, einen Bakteriologen, an den Mississippi. Es sind aber keine Bakterien oder Viren, die den Mais verseucht haben und die Menschen krank machen. Goldberger gibt den Menschen zum Mais als Ergänzung Bierhefe und sie werden gesund. Die karge, einseitige Ernährung war Schuld. Dass es die Vitamine und Spurenelemente sind, hat man damals noch nicht gewusst.

Gesund und schön mit Bierhefe

Hefen gehören zu den Mikroorganismen. Louis Pasteur hat die kugeligen Einzeller als erster unter dem Mikroskop gesehen. Diese Kleinstlebewesen sind auf der einen Seite autonom und unterhalten einen selbständigen Zellstoffwechsel. Auf der anderen Seite sind sie aber sehr von einer anspruchsvollen Nährlösung abhängig, wenn sie sich vermehren sollen. Im Falle der Bierhefe (Saccharomyces cervisiae) ist es das angekeimte Getreide oder auch Melasse. Vielfältige Enzyme machen aus dem ruhenden Getreidekorn beim Keimen aus der natürlichen Konserve ein hochvitales Lebensmittel von dem die Hefezellen profitieren.

Bierhefe –- ein altes Nährmittel der Menschheit

Bereits in der Hochkultur der Sumerer kannte man den Nährwert der Bierhefe. Bier galt als nähstoffhaltiges Getränk. Es konnte damals noch nicht so gründlich gefiltert werden wie heute, so wurde der hefehaltige Bodensatz mitgetrunken. Bei den Ägyptern galt der Schlamm des Bieres gar als Arznei. Und im Mittelalter nutzten die Klosterbrüder den Gerstensaft als Medizin. Heute können wir die Inhaltsstoffe der Bierhefe im Labor untersuchen. Wir sind auch nicht mehr an die Bierbrauerei gebunden, um Bierhefe zu gewinnen. Sie wird auf anderen Nährlösungen gezüchtet. Die Wuchshefe wird auf Melasse-, Holzzucker-, Bier- oder Molkenbasis gezüchtet. Die Hefemilch wird dann auf Walzen getrocknet und mehr oder weniger stark zerkleinert oder gemahlen. Im Gegensatz zur Backhefe hat die so getrocknete Nährhefe keine Triebkraft mehr.

Inhaltsstoffe von Nährhefe

Fangen wir mit den Vitaminen an, die unseren Maisessern am Mississippi so gut geholfen  haben, die gefürchtete Pellagrakrankheit zu bekämpfen. Es sind vor allem die Vitamine der B-Gruppe: B1, B2, B6, B12, Niacin, aber auch Pantothensäure und Folsäure die die Hefe so wertvoll machen. B-Vitamine sind unentbehrlich für den gesamten Stoffwechsel, für Gehirn und Nerven, Haut und Haare, Knochen- und Zahnbildung. Hefe liefert zahlreiche Spurenelemente. Sie werden zusammen mit Vitaminen in Co-Enzyme eingebaut. Zink wird für das Immunsystem gebraucht, Chrom für den Glucose-Toleranz-Faktor bei der Zuckerverwertung; Selen für das Fangen von freien Radikalen; Eisen und Cobalt braucht es für die Blutbildung. Darüberhinaus kommt viel Phosphor, Natrium, Kalium, Kalzium und sogar Jod in der Bierhefe vor.

Die Alpha-Liponsäure zählt zu den vielseitigsten Radikalfängern, weil sie sowohl in fettlöslichen als auch in wasserlöslichen Medien auf Jagd nach den gefährlichen freien Radikalen gehen kann, die ja Zellbestandteile, Enzyme und Erbinformationen schädigen können. Freie Radikale sind an der Entstehung der meisten Krankheiten beteiligt. Glutathion, eine schwefelhaltige Verbindung gehört ebenfalls zum antioxidativen Schutzsystem. Beta-Glucane aus den Zellwänden der Hefe wirken immunstimulierend, besonders im Bereich des Verdauungstraktes.

Kluger und klarer Kopf bis ins hohe Alter

Ein weiterer Stoff in der Bierhefe ist das Cholin. Zwar kann der Körper diese Verbindung in der Leber selber herstellen. Diese Eigensynthese muss jedoch durch Nahrungs-Cholin ergänzt werden. Cholin ist lebensnotwendig für die elastische Struktur der Zellwände, aber auch für die Signalübertragung von Zelle zu Zelle und für die Bildung von Botenstoffen. Nachlassende Gehirnleistungen und mangelndes Erinnerungsvermögen im Alter werden mit eingeschränkter Cholin-Syntheseleistung in Zusammenhang gebracht. Die gezielte Zufuhr von Cholin führt zu einer Verbesserung von Nerven- und Gedächtnisleistung.   Auch die verschiedenen Stoffe in der Bierhefe, die wir bereits als Radikalenfänger kennengelernt haben, wirken als Schutzfaktor. Besonders Gluthation gilt als Wunderwaffe gegen vorzeitiges Altern und chronische Leiden. Die Zahl der Alzheimerpatienten nimmt ständig zu. Mit einer gezielt eingesetzten wirkstoffreichen Kost kann hier viel vorgebeugt werden. Bierhefe ist ein wahres Kraftpaket an Wirkstoffen!

Eine alte Frau mit klarem Kopf - Photo by Edu Carvalho from Pexels

Verschiedene Hefe-Produkte

In welcher Form können wir Bierhefe zu uns nehmen? Bekannt ist der Hefe-Extrakt, eine braune, würzige Paste. Er wird aus Hefekulturen hergestellt, mit oder ohne Kochsalzzusatz und mit oder ohne Gewürzzusätzen. Geschmack und Zusammensetzung sind sehr von der Herstellungsart abhängig. Hefeextrakt ist einem Fleischextrakt im Geschmack überlegen. Man kann Hefeextrakt als Brotaufstrich verwenden, zum Würzen von Suppen und Saucen. In der Krankenernährung kann er bei Mangel an B-Vitaminen eingesetzt werden. Allerdings ist der Nucleinsäuregehalt sehr beachtlich. Im Falle von Gicht sollte man nicht zu viel davon verwenden wegen dem relativ hohen Purinstoffgehalt. Viel Trinken ist dann wichtig, damit die Harnsäure gut ausgeschieden werden kann.

Hefeflocken werden immer beliebter. Ich verwende sie regelmäßig als Zugabe bei Salaten. Meine Gäste fragen dann immer nach dem gewissen Etwas von meinen Salaten. Es sind „nur“ die Hefeflocken, die ganz speziell schmecken – leicht nussig. Hefeflocken kann man auch in Suppen, Saucen, Milch oder Sojamilch hineinrühren oder in Müsli und Joghurt. Man soll sie nicht mitkochen. Hefeflocken mischt man in selbstgemachte Brotaufstriche, seien sie süß oder pikant. Bierhefe gibt es auch in flüssiger Form.

Yeast flakes

In Form von Hefetabletten hat sich Bierhefe auch als Nahrungsergänzung behauptet. Teilweise werden sie noch mit Vitaminen und Mineralstoffen angereichert. Auch in der Tierhaltung werden sie eingesetzt. Man setzt Hefetabletten kurmäßig ein bei Hautunreinigkeiten, für schöne Haare und bei Mangel an B-Vitaminen. Auch Diabetiker und Leberkranke profitieren von einer Hefekur.

Backhefen sind lebende Hefen, die frisch oder getrocknet angeboten werden. Solche lebende Hefen sind gärfähig, sie lockern Brot und Gebäck. Backhefe ist eine Reinzuchthefe und enthält keine Bierhefe. Für den Menschen haben sie keinen Nährwert, da ihre Zellwände unverdaulich sind und die im Inneren der Zellen befindlichen Nährstoffe nicht ausgenützt werden können.

Bierhefe für die Schönheit

Bierhefe hilft bei Hautunreinigkeiten. Ein einfaches Peeling kann man mit einem Esslöffel Hefeflocken und 2 Esslöffeln Sahne herstellen. Man mischt die zwei Zutaten gut miteinander. Das Gesicht wird mit lauwarmem Wasser gereinigt. Jetzt wird die Mischung mit der Hand aufgetragen, einmassiert und dann wieder mit lauwarmem Wasser abgewaschen.

Eine Honig-Hefeflocken-Maske stellt man aus zwei Esslöffeln Pflanzenöl her, die man im Wasserbad leicht erwärmt. Dann löst man einen Esslöffel Honig darin auf und fügt zwei Esslöffel Bierhefe dazu. Man vermischt alles sehr gut und trägt die Maske mit der Hand auf Gesicht und Dekolletee. Man lässt sie einige Zeit antrocknen und spült dann mit lauwarmem Wasser ab.

Es ist erstaunlich, wie vielseitig die Bierhefe zu verwenden ist. Man sollte sie in der Küche, in der Tierhaltung und in der Hautpflege viel öfters einsetzen. Ursprünglich wurde sie als hochwertiges Eiweiß gepriesen. Davon haben wir sowieso mehr als genug. Heute wird sie als das eingesetzt was sie in Wirklichkeit ist: ein hochwertiger Nahrungszusatz.

Bierhefen-Salatsauce

2 El Olivenöl
3 El Zitronensaft
1 El Bierhefe
1/2 El Oregano
1 El gehackter Petersil
1 Tl Salz

Zutaten gut mischen und den Salat marinieren.

Esther Neumann

Esther Neumann studierte Ernährungswissenschaften auf der Universität Wien. Seitdem schrieb sie für viele Jahre für das Gesundheitsmagazin „Leben und Gesundheit“, und führte Gesundheitsvorträge in vielen Orten Österreichs durch.

www.ernaehrungaktuell.at/


Ein Artikel von RundumGesund.org

Warum wir einen Regenbogen von Obst und Gemüse essen sollten

12. März 2023 von Evangeline Mantzioris

Ernährungswissenschaftler empfehlen, einen Regenbogen von Obst und Gemüse zu essen. Das liegt nicht nur daran, dass es auf dem Teller schön aussieht. Jede Farbe steht für einen anderen Nährstoff, den unser Körper braucht.1)

Warum wir einen Regenbogen von Obst und Gemüse essen sollten

Die in pflanzlichen Lebensmitteln enthaltenen Nährstoffe werden allgemein als Phytonährstoffe oder sekundäre Pflanzenstoffe bezeichnet. Es gibt mindestens 5.000 bekannte Phytonährstoffe, und wahrscheinlich noch viel mehr.2)

Was bewirkt also jede Farbe für unseren Körper und unsere allgemeine Gesundheit?

Rot

Assortment of red fruits and vegetables including tomatoes, radishes, strawberries, litchis, apple, pear and bell pepper.

Rotes Obst und Gemüse wird durch eine Art von Phytonährstoffen gefärbt, die „Carotinoide“ genannt werden (darunter Lycopin, Flavone und Quercetin – aber die Namen sind nicht so wichtig wie ihre Wirkung). Diese Carotinoide sind in Tomaten, Äpfeln, Kirschen, Wassermelonen, roten Weintrauben, Erdbeeren und Paprika enthalten.

Diese Carotinoide sind als Antioxidantien bekannt.3) Du wirst diesen Namen schon einmal gehört haben, aber vielleicht weisst du nicht mehr, was er bedeutet. Es hat etwas mit „freien Radikalen“ zu tun, von denen du wahrscheinlich auch schon einmal gehört hast.

Freie Radikale entstehen auf natürliche Weise in unserem Körper als Nebenprodukt all unserer üblichen körperlichen Prozesse wie Atmung und Bewegung, aber auch durch UV-Licht, Rauchen, Luftverschmutzung und Industriechemikalien.4)

Freie Radikale sind instabile Moleküle, die Proteine, Zellmembranen und die DNA in unserem Körper schädigen können. Dieser natürliche, aber schädliche Prozess wird als Oxidation oder oxidativer Stress bezeichnet. Er trägt zu Alterung, Entzündungen und Krankheiten wie Krebs und Herzkrankheiten bei.

Wichtig ist, dass Antioxidantien die freien Radikale, die sich in unserem Körper bilden, „auffangen“. Sie stabilisieren die freien Radikale, so dass sie keinen Schaden mehr anrichten.

Ein höherer Anteil an Antioxidantien in der Ernährung senkt den oxidativen Stress und verringert das Risiko vieler Krankheiten wie Arthritis, Typ-2-Diabetes, Herzerkrankungen, Schlaganfall und Krebs.5)

Orange

Assortment of orange fruits and vegetables including, pumpkin, cantaloupe, orange, carrots, mangoes and bell pepper.

Orangefarbenes Obst und Gemüse enthält ebenfalls Carotinoide, allerdings etwas andere als rotes Gemüse (einschließlich Alpha- und Betacarotin, Curcuminoide und andere). Diese finden sich in Karotten, Kürbissen, Aprikosen, Mandarinen, Orangen und Kurkuma.

Alpha- und Betacarotin werden in unserem Körper in Vitamin A umgewandelt, das für gesunde Augen und gutes Sehvermögen wichtig ist. Vitamin A ist auch ein Antioxidans, das speziell die Teile des Körpers schützt, die aus Lipiden (oder Fetten) bestehen, wie zum Beispiel die Zellmembranen.

Das Vitamin A bekämpft also die freien Radikale, die unsere Zellmembranen und andere Bereiche aus Lipiden angreifen, und verringert so das Risiko von Krebs und Herzerkrankungen.6)

Gelb

An assortment of yellow fruits and vegetables including zucchini, apple, pear, pineapple, bell pepper, bananas, lemons, star fruit and sweet corn.

Gelbes Obst und Gemüse enthält ebenfalls Carotinoide, aber auch andere Phytonährstoffe wie Lutein, Zeaxanthin, Meso-Zaxanthin, Viola-Xanthin und andere. Diese finden sich in Äpfeln, Birnen, Bananen, Zitronen und Ananas.

Lutein, Meso-Zeaxanthin und Zeaxanthin sind nachweislich besonders wichtig für die Gesundheit der Augen und können das Risiko einer altersbedingten Makuladegeneration verringern, die zu Verschwimmungen des zentralen Sehbereichs hervorruft.7)

Diese Phytonährstoffe können auch das UV-Licht in den Augen absorbieren, was wie ein Sonnenschutzmittel für die Augen wirkt und sie vor Sonnenschäden schützt.8)

Grün

An assortment of green fruits and vegetables including zucchini, cucumber, lettuce, cabbage, broccolis, string beans, bell pepper, avocado, kiwi and grapes.

Grünes Obst und Gemüse enthält viele Phytonährstoffe, darunter Chlorophyll (das du wahrscheinlich noch aus dem Biologieunterricht in der Schule kennst), Catechine, Epigallocatechingallat, Phytosterole, Nitrate und auch einen wichtigen Nährstoff, das Folat (oder Vitamin B9). Diese sind in Avocados, Rosenkohl, Äpfeln, Birnen und Blattgemüse enthalten.

Diese wirken ebenfalls als Antioxidantien und haben daher die gleichen wie oben für rotes Gemüse beschriebenen Vorteile. Diese Gruppe bietet jedoch auch wichtige Vorteile für die Gesunderhaltung der Blutgefäße, indem sie die sogenannte „Vasodilatation“ fördert.

Diese Phytonährstoffe tragen dazu bei, unsere Blutgefäße elastischer und flexibler zu machen, so dass sie sich erweitern können. Dies verbessert die Blutzirkulation und senkt den Blutdruck, wodurch das Risiko von Herz- und anderen Gefäßkomplikationen und -krankheiten verringert wird.9)

Folat wird vor der Schwangerschaft empfohlen, da es dazu beiträgt, das Risiko von Neuralrohrdefekten (wie Spina bifida) bei Babys zu verringern. Folat unterstützt die Entwicklung des fötalen Nervensystems in den ersten Wochen der Schwangerschaft, da es nachweislich eine gesunde Zellteilung und DNA-Synthese fördert.10)

Blau und lila

Arrangement of blue and purple fruits and vegetables including grapes, plums, berries, red onions and red cabbage

Blaue und violette Produkte enthalten andere Arten von Phytonährstoffen wie Anthocyane, Resveratrol, Tannine und noch mehr. Sie sind in Brombeeren, Heidelbeeren, Feigen, Pflaumen und violetten Trauben enthalten.

Anthocyane haben auch antioxidative Eigenschaften und tragen so zur Verringerung des Risikos von Krebs, Herzerkrankungen und Schlaganfällen bei, wie unter rotem Obst und Gemüse erläutert.

Neuere Erkenntnisse deuten darauf hin, dass sie auch das Gedächtnis verbessern können.11) Man geht davon aus, dass dies durch die Verbesserung der Signalübertragung zwischen den Gehirnzellen geschieht und es dem Gehirn leichter fällt, sich zu verändern und an neue Informationen anzupassen (bekannt als Plastizität des Gehirns).12)

Braun und weiß

Arrangement of brown and white vegetables, including potato, cauliflower, onion, garlic, celery, champignons and roots.

Braunes und weißes Obst und Gemüse werden durch eine Gruppe von Phytonährstoffen gefärbt, die als „Flavone“ bekannt sind, dazu gehören Apigenin, Luteolin, Isoetin und andere. Diese sind in Lebensmitteln wie Knoblauch, Kartoffeln und Bananen enthalten.

Ein weiterer Phytonährstoff, der in dieser Farbe von Gemüse, insbesondere in Knoblauch, enthalten ist, ist Allicin. Allicin hat nachweislich antibakterielle und antivirale Eigenschaften.13)

Die meisten dieser Forschungen befinden sich noch im Labor, und es wurden noch nicht viele klinische Studien am Menschen durchgeführt, aber Studien haben ergeben, dass es Mikroorganismen innerhalb von Laborbedingungen reduziert.

In systematischen Untersuchungen wurde auch festgestellt, dass Allicin den Bluthochdruck normalisiert, indem es die Erweiterung der Blutgefäße fördert.14)

Wie kann ich mehr Gemüse in meine Ernährung aufnehmen?

Farbiges Obst und Gemüse, aber auch Kräuter, Gewürze, Hülsenfrüchte und Nüsse versorgen uns mit einer Fülle von Phytonährstoffen. Die Förderung eines Regenbogens von Obst und Gemüse ist eine einfache Strategie, um die gesundheitlichen Vorteile für alle Altersgruppen zu maximieren.

Die meisten von uns nehmen jedoch nicht jeden Tag die empfohlene Menge an Obst und Gemüse zu sich.15)

Hier sind einige Tipps, wie du den Verzehr von Obst und Gemüse verbessern kannst:

1. Lege beim Einkaufen von Obst und Gemüse einen bunten Regenbogen in den Einkaufskorb (Tiefkühlsorten sind absolut in Ordnung).

2. Probiere neue Obst- und Gemüsesorten aus, die du bisher nicht kennst. Im Internet findest du viele Tipps, wie du Gemüse zubereiten kannst.

3. Kaufe Obst und Gemüse, das du normalerweise isst, wie Äpfel, Trauben, Zwiebeln und Salate, in verschiedenen Farben.

4. Iss die Schalen, da die Phytonährstoffe in der Schale in größeren Mengen vorhanden sein können.

5. Vergiss nicht, dass auch Kräuter und Gewürze Phytonährstoffe enthalten und nimm sie ebenfalls in deine Küche auf (sie machen auch das Gemüse attraktiver!)

Evangeline Mantzioris

Evangeline ist Programmdirektorin für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften an der University of South Australia. Sie arbeitet auch als akkreditierte praktizierende Ernährungsberaterin.

people.unisa.edu.au/Evangeline.Mantzioris

Referenzen

↑1Minich DM. A Review of the Science of Colorful, Plant-Based Food and Practical Strategies for „Eating the Rainbow“. J Nutr Metab. 2019 Jun 2;2019:2125070. DOI: 10.1155/2019/2125070
↑2Liu RH. Health-promoting components of fruits and vegetables in the diet. Adv Nutr. 2013 May 1;4(3):384S-92S. doi: 10.3945/an.112.003517
↑3, ↑4Lobo V, Patil A, Phatak A, Chandra N. Free radicals, antioxidants and functional foods: Impact on human health. Pharmacogn Rev. 2010 Jul;4(8):118-26. doi: 10.4103/0973-7847.70902
↑5, ↑9Minich DM. A Review of the Science of Colorful, Plant-Based Food and Practical Strategies for „Eating the Rainbow“. J Nutr Metab. 2019 Jun 2;2019:2125070. doi: 10.1155/2019/2125070
↑6Minich DM. A Review of the Science of Colorful, Plant-Based Food and Practical Strategies for „Eating the Rainbow“. J Nutr Metab. 2019 Jun 2;2019:2125070. doi: 10.1155/2019/2125070
↑7Kamal S, et.al. Eye Sight and Carotenoids, in Carotenoids: Structure and Function in the Human Body, pp 609-647, Springer Nature, 2021
↑8Richard L. Roberts, Justin Green, Brandon Lewis, Lutein and zeaxanthin in eye and skin health, Clinics in Dermatology, Volume 27, Issue 2, 2009, Pages 195-201 https://doi.org/10.1016/j.clindermatol.2008.01.011
↑10Darya Gaysina. Folic acid in pregnancy – MTHFR gene explains why the benefits may differ. The Conversation, May 2, 2018
↑11Katherine Kent, et.al. Anthocyanin intake is associated with improved memory in older adults with mild cognitive impairment. Nutrition Research, Volume 104, 2022, Pages 36-43 https://doi.org/10.1016/j.nutres.2022.04.003
↑12Duncan Banks. What is brain plasticity and why is it so important? The Conversation, April 4, 2016
↑13Anna Marchese, et.al. Antifungal and antibacterial activities of allicin: A review. Trends in Food Science & Technology, Volume 52, 2016, Pages 49-56 https://doi.org/10.1016/j.tifs.2016.03.010
↑14Bergamin A, Mantzioris E, Cross G, Deo P, Garg S, Hill AM. Nutraceuticals: Reviewing their Role in Chronic Disease Prevention and Management. Pharmaceut Med. 2019 Aug;33(4):291-309. DOI: 10.1007/s40290-019-00289-w
↑15Dietary behaviour. Australian Buerau of Statistics. Reference period 2020-21

Ein Artikel von RundumGesund.org

Das Metabolische Syndrom

29. Januar 2023 von Esther Neumann

Übergewicht, erhöhter Blutdruck, erhöhter Blutzucker und erhöhte Triglyceride bei gleichzeitig erniedrigtem HDL sind Wegbereiter des Herzinfarktes. Allein in Deutschland zählen 15 Millionen Menschen in diese Risikogruppe. Auch in den sogenannten Entwicklungsländern spielt das Übergewicht immer eine größere Rolle. Aus diesem Grund kümmert sich auch die WHO, die Welt-Gesundheits-Organisation, besonders um das Problem des Metabolischen Syndroms.

Das Metabolische Syndrom

Definition of Terms

Das Metabolische Syndrom (MTS) stellt eine komplexe Stoffwechselstörung dar, deren Leitsymptom die Insulinresistenz ist. Das ist ein ungenügendes Ansprechen der Muskel-, Fett- und Leberzellen auf die Wirkung des Insulin. Die Bauchspeicheldrüse produziert also genügend Insulin, aber die Reaktion der Zellen darauf ist ungenügend. In 1999 hat die WHO folgende Parameter für die Diagnose des Metabolischen Syndroms festgelegt: Diabetes oder Insulinresistenz zusammen mit 2 der folgenden Faktoren:1)

  • Abdominal obesity with a waist/hip ration of above 0,9 in men and over 0,85 in women or Body Mass Index over 30 kg/m2
  • Elevated triglyceride levels above 150 mg/dl; decreased HDL, men below 35 mg/dl and women below 39 mg/dl
  • Elevated blood pressure above 140/90 mmHg
  • urinary albumin excretion rate above 20 μg/minute

Ursachen

In den letzten Jahren hat man verstärkt bei den genetischen Faktoren geforscht. Die Körperzusammensetzung, die Art und Durchblutung der Muskelfasern und die Hormon- und Enzymausstattung spielen beim Entstehen des MTS eine wichtige Rolle. Aber ausgelöst wird das Problem erst durch Fehlverhalten der Person selbst. Alkohol, Rauchen und Stress sind wichtige Auslöser, aber auch Fehlernährung und vor allem Bewegungsmangel. Aus diesen Gründen spricht man auch vom Wohlstands-Syndrom.

Folgen des MTS

Wie der Name schon sagt, geht es vor allem um Stoffwechselerkrankungen wie Adipositas (starkes Übergewicht), Diabetes, Bluthochdruck, Störung der Blutgerinnung und Störungen im Fettstoffwechsel. Daraus entstehen Organschäden wie arterielle Verschlusskrankheiten, koronare Herzerkrankungen, Schlaganfall, umganssprachlich Arterienverkalkung.

Übergewicht

Laut WHO stellt das Übergewicht bereits eine Pandämie dar, eine weltweite Seuche. Es ist die häufigste Ursache für Bluthochdruck und Diabetes. Dabei spielt weniger das absolute Gewicht eine Rolle, sondern mehr die Fettverteilung. Das Fett um den Bauch macht uns viel mehr zu schaffen als das Fett an den Oberschenkeln und Hüften. Denn das Fett liegt nicht einfach unschuldig in den Fettzellen und verhält sich ganz ruhig, bis es einmal gebraucht werden sollte. Sondern Fettgewebe gilt als hormonelles Organ. Aus den Fettzellen werden viele verschiedene Substanzen, ähnlich Hormonen, abgegeben. Diese wiederum beeinflussen die Blutgerinnung, die Insulinresistenz, den Bluthochdruck und steuern den Energieumsatz um nur einiges aufzuzählen.

Ein fettleibiger Bauch und ein Eis

Bewegungsarmut

Bewegungsarmut stellt schon für sich alleine einen Risikofaktor dar. Die moderne Technik nimmt uns sehr viele Tätigkeiten ab, zu denen früher die Bewegung zwingend war. Das geht von der Fernbedienung für Geräte über elektronische Schreibmaschinen bis zum Auto und der Rolltreppe. Viele Berufe werden heute sitzend und auch viele Freizeitbeschäftigungen im Sitzen ausgeführt. Die Bewegung bleibt auf der Strecke. Dabei würden wir sie dringend brauchen, um das Bauchfett wieder abzubauen. Denn die Notzeiten, für die ja ein gewisser Vorrat an Fett sehr gut wäre, kommen zur Zeit glücklicher Weise nicht. Es sollten hin und wieder ein Fastentag oder Tage ohne Abendessen eingefügt werden – also eine programmierte Notzeit – um dem Fett auf den Leib zu rücken.

Erhöhte Fettwerte

Erhöhte Triglyceride sind oft erblich bedingt. Aber auch die Ernährung spielt eine wichtige Rolle. Essen wir fettreich, kurven viele Triglyzeride im Blut herum. Auch überschüssige Kohlenhydrate werden in Fett umgewandelt und müssen eingelagert werden. Dazu braucht es wieder Insulin. Diabetes bahnt sich an durch überkalorische Ernährung.
Es gibt aber glücklicherweise auch Lebensmittel, die die Triglyceride senken können. Dazu gehören: Soja, Hülsenfrüchte, Avocado, Zwiebeln, Weizenkeime und Vollkornprodukte. Wir sollten diese Lebensmittel oft in unsere tägliche Ernährung einbauen. Die meisten helfen auch gleichzeitig Blutdruck zu senken. Darüberhinaus bringen sie kein Cholesterin mit und helfen es sogar zu senken.
Denn auch Cholesterin soll möglichst niedrig gehalten werden. Cholesterin ist lebensnotwendig. Darum produziert es der Körper auch selber. Ohne Cholesterin wäre das Leben fad, denn es ist Ausgangssubstanz für die Sexualhormone, auch für die Gallensäure, Aldosteron und Cortison. Auch hier gibt es Lebensmittel, die helfen, den Cholesterinspiegel zu senken: Es sind vor allem die Nüsse und Avocado, aber auch alles Obst und Gemüse. Das LDL transportiert das Cholesterin in die Körperzellen. Man spricht vom LDL immer als vom bösen Cholesterin. Dabei ist es nur das Taxi für das Cholesterin. Gefährlich wird es erst, wenn es oxidiert, also mit Sauerstoff reagiert und sich als Plaques in den Gefässwänden ablagert. Das kann man vermeiden, wenn nicht geraucht wird, möglichst wenig Stress aufgebaut und viel Obst und Gemüse gegessen wird. Daraus kommen die Stoffe, die das LDL schützen.

Erniedrigtes HDL

Die meisten MTS-Patienten haben niedrige HDL-Werte. Hohe Werte stellen aber einen Schutz für die Gefässe dar. HDL ist das Taxi für Cholesterin zurück zur Leber, wenn es in den Zellen nicht gebraucht wird. Wir können die HDL-Werte erhöhen durch viel Bewegung. Menschen, die ein Bewegungstraining durchführen, haben höhere Werte.

Erhöhter Blutdruck

Etwa 40% der Übergewichtigen haben auch einen erhöhten Blutdruck. Kein Wunder, denn für jedes zusätzliche Kilo Fett müssen 3,5 km neue Blutgefässe angelegt werden. Das Herz muss darum auch mehr arbeiten. Rauchen, Tee und Kaffee verengen die Gefässe zusätzlich und sollten gemieden werden. Äpfel, Birnen, Grapefruits, Kürbis und Sellerie helfen mit, den Blutdruck zu senken. Sie haben kaum Natrium, dafür viel Kalium. Diese zwei Mineralien sind es vor allem, die den Blutdruck regulieren. Wurst, Käse, Schinken und Gepökeltes liefern viel Natrium, das den Blutdruck erhöht. Darum sollten wir diese Lebensmittel meiden.

Erhöhter Blutzucker

Auch diese Ursache des MTS kann erblich bedingt sein. Auslöser ist aber auch hier wieder der Lebensstil. Bewegungsmangel, Übergewicht und falsche Ernährung fördern die Entstehung von Diabetes. Auch die Folgeschäden des Diabetes sind sehr schwer wiegend: Erblinden, Nierenversagen, Amputation von Beinen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Diabetes Test mit Süßigkeiten

Was kann man tun? Hier ist wieder Gewichtsreduktion durch Bewegung und eine vernünftige Ernährung angesagt. Oliven- oder Rapsöl sind positive Fettquellen, auch Nüsse und Samen. Obst, Gemüse und Vollgetreide bringen viel Ballaststoffe, machen satt und helfen, dass der Zucker aus der Nahrung langsamer ins Blut fliesst.

Medikamentöse Behandlung des MTS

Leider ist es so, dass MTS ein ganzes Paket an Stoffwechselentgleisungen liefert. Und so schaut auch die medikamentöse Behandlung aus. Ein oder gleich mehrere Medikamente für ein Problem sind die Folge. Und schon ist eine halbe Apotheke beisammen. Der Arzt muss die wichtigsten Medikamente verschreiben. Leider hat ein Arzt selten Zeit für eine Lebensstilberatung oder er hat wenig Erfahrung mit einer vernünftigen Ernährung.
Der weitaus vernünftigere Weg wäre aber eine Umstellung des Lebensstils und der Ernährung, wie bei den einzelnen Punkten aufgeführt worden ist.

Hoffnung

Eine Gruppe von Medizinern, die sich sehr eingehend mit dem MTS befassen, machen Hoffnung: „Das MTS lässt sich grundsätzlich effektiv behandeln. Nehmen Übergewichtige mit einem MTS deutlich an Gewicht ab, ist bei den meisten die Stoffwechselstörung verschwunden. Fast alle können ihre Medikamente reduzieren oder ganz absetzen.“
Dazu möchte auch ich Mut machen. MTS Patienten müssen einen Weg finden, sich mehr zu bewegen. Selbsthilfegruppen bieten sich hier an. Warum nicht selber eine gründen, wenn keine in der Nähe ist? Ernährungs- und Lebensstilkurse bringen Hilfe. Lebensstiländerungen sind also Unternehmungen in die richtige Richtung, – und der Erfolg ist gewiss!

Esther Neumann

Esther Neumann studierte Ernährungswissenschaften auf der Universität Wien. Seitdem schrieb sie für viele Jahre für das Gesundheitsmagazin „Leben und Gesundheit“, und führte Gesundheitsvorträge in vielen Orten Österreichs durch.

www.ernaehrungaktuell.at/

Referenzen

↑1R M Parikh, V Mohan. Changing definitions of metabolic syndrome. Indian J Endocrinol Metab. 2012 Jan-Feb; 16(1): 7–12. doi: 10.4103/2230-8210.91175


Ein Artikel von RundumGesund.org

Eiweiß – Haben wir zu wenig oder zu viel?

27. November 2022 von Esther Neumann und Martin Neumann

Eiweißstoffe spielen in den Lebensprozessen eine wichtige Rolle. Sie kommen in der Erbsubstanz, den Hormonen, den Enzymen, im Hämoglobin genauso vor wie in den Knochen, den Haaren, den Nägeln ja in jeder Zelle unseres Körpers. Sie sind verantwortlich für Allergien aber auch für die Krankheitsabwehr. Sie arbeiten als Transportmittel und helfen so mit, dass Vitamine, Mineralstoffe und Fett in das Blut aufgenommen werden können.

Eiweiß – Haben wir zu wenig oder zu viel?

Kleinste Bausteine

Proteine, wie Eiweißstoffe vom Fachmann genannt werden, setzen sich aus den sogenannten Aminosäuren zusammen. Wir kennen 20 Aminosäuren, die wir über Eiweiß aus der Nahrung aufnehmen und zu körpereigenem Eiweiß umbauen. Diese 20 winzigen Bausteine lassen sich in unzähligen Kombinationsmöglichkeiten zu Ketten und verschlungenen Gebilden aufbauen. Angenommen, wir würden aus diesen 20 verschiedenen Bauteilen nur 10 auswählen, so gäbe das 10.240.000.000.000 verschiedene Möglichkeiten. Menschliche Proteine bestehen aber aus 50 bis 1000 oder mehr Aminosäuren. Das ist die Quelle der unendlichen Vielfalt, aus der Gott unser Schöpfer, jeden Menschen mit seinem ganz persönlichen Muster schaffen kann. Hier liegt aber auch das Problem der Organverpflanzung. Ein fremdes Organ wird vom Immunsystem als körperfremd abgestoßen, da es ja eine ganz andere Eiweißzusammensetzung hat.

Quellen der Nahrungsproteine

Pflanzen sind als einzige in der Lage, aus anorganischen Verbindungen, wie es die Mineralstoffe aus dem Boden und Gase aus der Luft sind, Eiweiß zu bilden. Tier und Mensch bilden ihr körpereigenes Protein aus Bausteinen von der Pflanze, Hülsenfrüchte, Obst, Gemüse, Samen, Kräuter und Gräser. Das Eiweiß, das der Mensch über den Anteil aus der tierischen Ernährung wie Milch, Eier und Fleisch aufnimmt, stammt ursprünglich genauso von der Pflanze. Nur ist dieser Umweg eine ungeheure Verschwendung. Denn: Aus 100 Gramm aufgenommenem pflanzlichem Eiweiß kann das Tier nur 10 Gramm eigenes bilden; wahrlich eine Verschwendung von Rohstoffen wenn wir an die stetige Zunahme der Weltbevölkerung denken.

Diagramm der Energieeffizienz bei der Herstellung von tierischem Eiweiß
Energieeffizienz bei der Herstellung von tierischem Eiweiß

Nun stellt sich die Frage, welches Eiweiß das wertvollere ist, das vom Tier oder das von der Pflanze? Womit kann der Körper mehr anfangen? Der Wert eines Nahrungsproteins wird durch sein Aminosäurenmuster bestimmt. Je besser das Muster dem Bedarf des Menschen entspricht, desto höher ist die Wertigkeit. Die wiederum wird davon bestimmt, wieviele sogenannte essentiellen Aminosäuren ein Nahrungsmittel enthält.

Essentielle Aminosäuren

Von den oben genannten 20 Aminosäuren kann der Körper einige selber aufbauen. Er muss sie also nicht unbedingt über die Ernährung zuführen. Neun davon kann er nicht aufbauen, sie sind aber lebensnotwendig, essentiell und müssen über die Ernährung zugeführt werden. Und die machen es nun aus, wie wertvoll ein Eiweiß ist.

Das im Fleisch enthaltene Eiweiß ist hochwertig, etwa gleichbedeutend mit dem aus Hülsenfrüchten. Das in Eiern und Milch enthaltene Eiweiß ist hinsichtlich Verdaulichkeit und Wertigkeit dem Fleisch überlegen. Getreide besitzt eine geringe Wertigkeit, da von einer wichtigen essentiellen Aminösäure wenig enthalten ist. Das stellt jedoch kein Problem dar, denn wir essen ja zu einer Mahlzeit nicht nur Getreide. Wir kombinieren alle möglichen Lebensmitteln und so kommen wir mit jeder abwechslungsreichen Ernährung zu allen wichtigen Aminosäuren.

Dazu kommt noch, dass der Körper selber wichtiges Eiweiß zur Verfügung stellt. Er baut am laufenden Band Zellen, die erneuert werden, Hormone und Enzyme, die ihre Funktion erfüllt haben ab. Er geht aber sehr sparsam mit diesem Eiweiß um. Nicht alles wird ausgeschieden über Stuhl und Harn, sondern ein großer Teil wird zerlegt in die einzelnen Aminosäuren und geht in den Vorrat über, aus dem wieder neue Eiweißverbindungen aufgebaut werden. So brauchen wir also keine Sorge haben, dass uns einige Aminosäuren fehlen könnten. Auch eine rein pflanzliche Ernährung kann uns optimal versorgen, wenn wir geschickte Kombinationen zusammenstellen. Sehr wertvolle Kombinationen sind zum Beispiel Blattsalate und Kartoffeln, oder Hülsenfrüchte und Getreide. Auch Nüsse und Samen liefern wertvolles Eiweiß und können sehr gut eingebaut werden. Es muss nicht unbedingt Fleisch sein. Die Aufnahme von tierischem Protein geht mit einer gleichzeitigen Zufuhr von Cholesterin, Fett und Purinen einher, alles Risikofaktoren für Krankheiten wie Gicht und Herz-Kreislaufkrankheiten.

Eiweißüberschuß

Überschüssiges Fett wird in den Fettzellen abgelagert. Überschüssige Kohlenhydrate werden in Glykogen umgewandelt, in den Muskeln und der Leber gespeichert; wenn diese Speicher auch voll sind in Fett umgewandelt und in den Fettzellen gespeichert. Überschüssiges Eiweiß kann nicht als solches gespeichert werden. Es muss verstoffwechselt werden. Mit steigender Proteinzufuhr erhöht sich die Menge an ausscheidungspflichtigen Stoffwechselprodukten wie Harnsäure und Harnstoff. Leber und Niere müssen also mehr arbeiten. Beim Abbau von Eiweiß entsteht Ammoniak, das ein Zellgift darstellt. Es wird vom Körper sofort umgewandelt in Harnstoff, der dann über die Niere ausgeschieden werden kann. In der Fachliteratur wird auch eine Erhöhung der Kalziumausscheidung über die Niere beschrieben. Das führt zu einem negativen Effekt der Kalziumbilanz und kann zu Osteoporose führen. Auch die Gefahr der Bildung von Kalziumoxalatsteinen in der Niere steigt mit einer erhöhten Proteinzufuhr. Es kommt auch zu Übersäuerung des Blutes.

Ein weiteres Problem von überschüssigem Protein sind Herzerkrankungen. Interessanterweise kann tierisches Protein den Cholesterinspiegel erhöhen, während pflanzliches Protein den Cholesterinspiegel senken kann.1) Ein wichtiger Faktor, der tierisches von pflanzlichem Protein unterscheidet, ist das Verhältnis zwischen den Aminosäuren Arginin und Lysin. Aus dem gleichen Grund ist tierisches Protein für die Entstehung von Krebs verantwortlich, während bestimmte pflanzliche Proteine sogar eine Schutzfunktion haben können.

Eine Schweinerei! Schweine protestieren.

Überschüssiges Eiweiß kann sich negativ auf die Ausdauer auswirken. Es ist interessant, dass die Mehrheit der Hochleistungssportler heutzutage Vegetarier sind und sich für eine optimale Leistung mit komplexen Kohlenhydraten aufladen. Das macht Sinn, da Kohlenhydrate die beste Energiequelle sind, während der Proteinbedarf zur Förderung eines gesunden Muskelaufbaus eigentlich recht moderat ist.

Es gibt mehrere proteinreiche Diäten, die aus verschiedenen Gründen empfohlen werden. Bodybuilder verwenden Proteinshakes, um das Muskelwachstum zu fördern, während andere sich für proteinreiche Diäten entscheiden, um Gewicht zu verlieren. Alle diese proteinreichen Diäten werden jedoch einen hohen Tribut an unserer Gesundheit fordern.

Wieviel Eiweiß?

Von Fachleuten wird eine Aufnahme von 0,8 g Protein pro Kilo Körpergewicht und Tag, also etwa 56 g für einen 70 kg schweren Erwachsenen, empfohlen. Diese Empfehlungen haben bereits eine großzügige Sicherheitsmarge.

Eine Analyse von drei typischen westlichen Mahlzeiten zeigt uns schnell, dass eine durchschnittliche Person doppelt so viel wie die empfohlene Menge an Proteinen zu sich nimmt und oft sogar mehr.

Drei Mahlzeiten einer typischen fleischbasierten Ernährung ergeben 185 g Protein.

Nur 3 Mahlzeiten dieser häufig verzehrten Lebensmittel enthalten über 180 Gramm Protein! Der Eiweißüberschuss ist die Ursache vieler sogenannter Zivilisationskrankheiten.

Bei der Umstellung auf eine pflanzliche Ernährung liegt der Proteinverbrauch normalerweise näher an den empfohlenen Mengen. Der Verzehr einer Vielzahl von unraffinierten pflanzlichen Lebensmitteln reicht aus, um die erforderlichen Tagesmengen zu decken oder sogar zu übertreffen, ohne einen Proteinüberschuss zu erzeugen.

Drei Mahlzeiten einer typischen pflanzlichen Ernährung ergeben 70 g Protein.

Eiweißmangel

Kinder im Wachstum brauchen mehr Eiweiß als Erwachsene. Daher sind Kleinkinder besonders betroffen durch Eiweißmangel. Das Wachstum ist gering, es kommt zu Muskelschwund. Die Leber ist oft vergrößert. Im Gewebe lagert sich Wasser ein, es bilden sich Ödeme, daher die aufgetriebenen Bäuche der unterernährten Kinder. Haut und Haare verändern sich. Oft kommt es zu Durchfällen. Das Immunsystem ist geschwächt. Es kommt zu Hormonmangelerscheinungen.

Abwechslungsreiche Vollwertkost

Der Proteinbedarf wird durch eine Vielfalt von Nahrungsmitteln gedeckt. Dabei ist nicht an eine Vielfalt zu einer Mahlzeit gedacht. Dies könnte zu einer zu großen Anforderung an unser Verdauungssystem führen. Die Vielfalt soll über einen größeren Zeitraum erreicht werden. Die einzelnen Mahlzeiten können ganz einfach ausfallen. Da tierische Lebensmittel sehr reich an Protein sind und noch andere Nachteile mit sich bringen, sollte höchstens ein Drittel der Gesamteiweißmenge aus solchen Lebensmitteln stammen. Zwei Drittel sollten von der Pflanze kommen. Aber auch eine vegetarische, ja sogar eine rein vegane Ernährung, bei der ganz auf tierische Produkte verzichtet wird, deckt bei geschickter Kombination den Bedarf aller essentieller Aminosäuren ab.

Esther Neumann

Esther Neumann studierte Ernährungswissenschaften auf der Universität Wien. Seitdem schrieb sie für viele Jahre für das Gesundheitsmagazin „Leben und Gesundheit“, und führte Gesundheitsvorträge in vielen Orten Österreichs durch.

www.ernaehrungaktuell.at/

Martin Neumann

Martin Neumann hat in 1998 in Wildwood Lifestyle Center & Hospital an einen Kurs für Gesundheitsberatung teilgenommen. Seitdem hat er rund um die Welt Vorträge und Kurse über gesunde Lebensweise und natürliche Heilmethoden gehalten. Er ist der Gründer von dem Abundant Health Netzwerk.

Referenzen

↑1Van der Meer, R,, Beynen, A.C.. 1987. Species-dependant responsiveness of serum cholesterol to dietary proteins.
J.Am.Oil.Chem. Soc. 64:1172-1177; Sanches A., Horning M.C., Shavlin G.W., Wingeleth D.C., Hubbard R.W. 1985. Changes
in levels of cholesterol associated with plasma amino acids in humans fed plant proteins. Nutr.Rep.Int. 32:1047-1056.


Ein Artikel von RundumGesund.org

Entwickle den Geschmack deiner Kinder

16. Oktober 2022 von Elen Duarte

Ist dir bewusst, dass die Essgewohnheiten deines Kindes maßgeblich von den eigenen bestimmt werden? Eine angemessene und ausgewogene Ernährung hat nicht nur das Wachstum und die Entwicklung des Kindes im Auge. Sie beeinflußt auch stark krankheitsvorbeugende und gesundheitsfördernde Faktoren im Erwachsenenalter.

Entwickle den Geschmack deiner Kinder

In diesem Zusammenhang spielt die verhaltensorientierte Ernährung eine grundlegende Rolle bei der Auswahl von Lebensmitteln im ersten Lebensjahr. Eine korrekte Einführung fester Nahrung in Verbindung mit der Verfügbarkeit und Zugänglichkeit gesunder Lebensmittel in einer angenehmen Essumgebung ermöglichen dem Kind, seine Essgewohnheiten konsequent zu entwickeln.

In dieser Lebensphase ist das Umfeld, das das Kind umgibt, die Familie, und die Rolle der Eltern von grundlegender Bedeutung, da sie größtenteils die einzige Lernreferenz des Kindes sind. Eltern können für ihre Kinder eine nahrhafte Lebensmittelauswahl fördern, indem sie gesunde Lebensmittel auswählen und an die Ernährungsqualität und nicht nur an den Geschmack denken. Es liegt an den Eltern, ihre Kinder mit den richtigen Lebensmitteln vertraut zu machen, sie auf den Tisch zu stellen und die Vorteile einer gesundheitsbewussten Ernährungsauswahl zu lehren, während sie das angeborene Hungergefühl und die Sättigungskontrolle des Kindes respektieren.1)

Mahlzeiten im Familienkreis stellen ein wichtiges Ereignis dar, bei dem eine positive Atmosphäre geschaffen wird. Eine Studie von Wardle2) untersuchte die Beziehung zwischen Lebensmitteleigenschaften und Essverhalten und stellte fest, dass sich die Lebensmittelpräferenzen als Ergebnis persönlicher Erfahrungen und des Lernens bei den Mahlzeiten ändern. Eine positive Umgebung während einer Mahlzeit kann die Vorliebe des Kindes für Nahrungsmittel hervorrufen, während eine negative Erfahrung zu einer Abneigung gegenüber bestimmten Nahrungsmittel führen kann.

Die richtige Ernährungsauswahl scheint einfach zu sein, ist jedoch ein komplexer, dynamischer und facettenreicher Prozess, der von psychosozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Einflüssen gesteuert wird.

Eltern, die als Familie über Ernährungsfragen oder genauer gesagt über den Nährwert von Lebensmitteln sprechen, vermitteln ihren Kindern ein größeres Wissen über Ernährung, sodass Kinder ihr ganzes Leben lang bessere Entscheidungen betreffend der Auswahl ihrer Lebensmittel treffen können. Erwähnenswert ist, dass Kinder aus eigener Erfahrung und auch durch die Beobachtung ihrer Eltern etwas über die Bedeutung von Lebensmitteln erfahren.

A family eating together

Ein von der Harvard University durchgeführtes Projekt hat 15 Jahre lang Forschung zu Familienmahlzeiten durchgeführt und bedeutende Entdeckungen gemacht.3)

Kinder, die regelmäßig im Familienkreis essen, nehmen tendenziell mehr Nährstoffe aus Obst und Gemüse zu sich, sind seltener übergewichtig und nehmen weniger Kalorien zu sich als diejenigen, die auswärts essen. Ebenfalls erwähnt wurden schulische und emotionale Vorteile, niedrigere Raten von Drogenkonsum und Depressionen, eine höhere psychische Widerstandskraft, breiteres Vokabular, bessere Lesefähigkeit und insgesamt bessere Noten in der Schule.4)

Wenn wir als Familie zum Essen zusammensitzen, können wir wertvolle Fähigkeiten entwickeln, wie z. B.: anderen Menschen zuhören, Ideen austauschen, lachen, Geschichten erzählen, gesunde Lebensmittel auswählen und sogar Traditionen von einer Generation zur nächsten weitergeben.5)

Studien, die von Branen & Fletcher durchgeführt wurden6), fanden heraus, dass sich junge Erwachsene bei der Auswahl eines Lebensmittels an die Ernährungsentscheidungen ihrer Eltern erinnern. Dies ist eine faszinierende Erkenntnis, wie Eltern die Essgewohnheiten ihrer Kinder langfristig beeinflussen können.

Hier sind einige Tipps, um die Mahlzeiten mit der Familie angenehmer zu gestalten:

1. Bereite gesunde Mahlzeiten vor. Beziehe, wenn möglich, alle in die Vorbereitung der Mahlzeit ein. Aufgaben aufzuteilen und Kinder in die Zubereitung miteinzubeziehen, erleichtert den Prozess. Denke daran, dass Kinder durch Zuschauen, aber auch durch aktives Nachmachen lernen.7)

2. Eliminiere Ablenkungen. Schalte den Fernseher aus, versorge Handys und Tablets, damit die Aufmerksamkeit aufeinander gerichtet ist. Eine mit 91 Kindern und 91 Eltern durchgeführte Studie zeigte, dass Kinder, deren Familien ihre Mahlzeiten beim Fernsehen einnehmen, im Vergleich zu denen, die dies nicht taten, einen geringeren Obst- und Gemüsekonsum und einen höheren Konsum von Pizzen, Snacks und Erfrischungsgetränken aufwiesen. Darüber hinaus hat die Forschung gezeigt, dass das Fernsehen während der Mahlzeiten mit einem höheren Risiko für Mangelernährung verbunden ist. Ein weiterer Faktor, der mit dem Essen vor dem Fernseher zusammenhängt, ist kommerzielle Lebensmittelwerbung, die das Kind dazu verleitet, völlig ungesunde Lebensmittel zu essen. Etwa 91 % der am häufigsten beworbenen Lebensmittel sind reich an Fett, Zucker und Salz.

Eltern sollten auch die Kontaktzeit ihrer Kinder mit elektronischen Geräten überwachen und dabei die mit Fettleibigkeit verbundene sitzende Lebensweise und die mögliche Entwicklung chronischer Krankheiten berücksichtigen.8)

3. Feiere das Essen. Manchmal gewöhnen wir uns so an unseren Lebensstil im Überfluss, dass wir vergessen, dass es viele Menschen auf dieser Welt gibt, die an Hunger und Durst sterben. Das Beten vor den Mahlzeiten ist auch eine Möglichkeit, Dankbarkeit auszudrücken und um einen Segen für das Essen zu bitten.

A family thanking for the food - Photo by RODNAE Productions from Pexels

4. Pflege gute Gespräche. Vermeide es, während dem Essen ungemütliche Probleme aufzuwerfen. Dies ist nicht der beste Zeitpunkt, um diese Probleme zu lösen. Wenn das Gespräch heiter ist, wird es die Kinder ermutigen, ihre Ansichten zu äußern und lernen, die Meinung anderer Menschen zu respektieren.9)

Das familiäre Umfeld sollte Interaktionen ermöglichen und Bindungen zwischen anderen Familienmitgliedern stärken, sicher und warm sein und für das Ater angemessene gesunde Nahrung bieten. Eltern spielen eine grundlegende Rolle dabei, dass ihre Kinder Vorlieben und Essgewohnheiten erwerben, die gesundes Essverhalten für ihre Kinder fördern. Darüber hinaus kann das gemeinsame Essen die Gesundheit der ganzen Familie stärken und das Leben bereichern. Fang heute damit an! Sich um die Gesundheit des eigenen Kindes zu kümmern, wird ein Leben lang lohnende Ergebnisse bringen!

Elen Duarte

Elen Duarte

Elen Regina Duarte hat Ernährung an der Universität Nove de Julho in São Paulo, Brasilien, studiert und eine Leidenschaft für Familienernährung entwickelt. Sie ist verheiratet und Mutter eines wunderschönen Mädchens.


Ein Artikel von RundumGesund.org

Rohkost – wie viel darf es sein?

7. August 2022 von Esther Neumann und Martin Neumann

Im Sommer sind die Bauernmärkte eine wahre Augenweide, eine Fundgrube an frischem Obst und Gemüse. Ein Großteil der Bevölkerung verbindet mit rohem Obst und Gemüse eine gute Gesundheit. In der Praxis schaut es aber eher düster aus. Die meisten essen viel zu wenig rohes Obst und Gemüse. Auf der anderen Seite gibt es wiederum Menschen, die eine ausschließliche Rohkost mit nicht erhitzten Lebensmitteln befürworten. Andere vertreten eine mäßige Rohkost. Der Anteil kann zwischen 70-100% liegen.

Rohkost - wie viel darf es sein?

In den letzten hundert Jahren wurden zahlreiche Rohkostformen herausgearbeitet. Mehrheitlich stammen sie von Laien, die mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatten und sich durch eine Kostumstellung mit ausschließlicher oder teilweiser Rohkost kurieren konnten.

Rohkostarten

Den Rohkostformen liegen oft eigenwillige Ernährungskonzepte, die nicht wissenschaftlich erklärt werden, zugrunde. Manche vertreten eine sehr einseitige Form und lehnen bestimmte Lebensmittel einfach ab. Darum ist eine allgemeine Beurteilung der Rohkost sehr schwierig. Man muss sie individuell abwägen. Die meisten Rohkostarten werden nach ihren „Erfindern“ benannt: Eversdiät, Waerlandkost, Rohkost nach Walker, Dr. Nolfi, Schnitzer oder Wandmaker. Dann gibt es aber auch Fantasienamen wie Rainbow Diet, Hallelujah Diet oder Fit for life.

Die Mehrheit der Rohkostformen ist vegetarisch. Fast die Hälfte verzichtet ganz auf Fleisch. Einige erlauben rohes oder leicht geräuchertes Fleisch. Milch und Getreideprodukte haben meist kein gutes Ansehen. Eine hundertprozentige Rohkosternährung halten die meisten nicht sehr lange aus. Viele geben für den Abbruch der Kost soziale Gründe an wie etwa Isolation. Ein Drittel nennt gesundheitliche Gründe: Frieren, Probleme mit den Zähnen, Blähungen und Gewichtsverlust.

Körpergewicht bei langfristiger Rohkosternährung

Übergewicht ist bei den Rohköstlern unbekannt. Dreiviertel haben einen BMI im normalen Bereich. Es gibt keine Adipositas. Dafür finden sich auf der unteren Seite der Gewichtskurve eine Reihe von Untergewichtige, vor allem bei denen mit einem sehr hohen Rohkostanteil. Das Gewicht spielt bei den Rohköstlern eine untergeordnete Rolle. Es kommt ihnen mehr auf das Wohlbefinden an.

Das Untergewicht könnte wohl teilweise reduziert werden, wenn vermehrt Nüsse und Avocados, also fettreiche Lebensmittel gegessen würden. Wenn allerdings der Hauptanteil der Kalorien in Form von Fett verzehrt werden, dann braucht das komplizierte metabolische Reaktionen um dieses Fett in die richtige Energieform zu verwandeln. Das ist nicht ideal für unsere Gesundheit.

Bei den meisten Rohköstlern kommen die Kohlenhydrate und Eiweißstoffe zu kurz, nachdem Getreide und Hülsenfrüchte nur bedingt roh konsumiert werden kann. Rohes Getreide und Hülsenfrüchte beinhalten eine Reihe von Phytaten, die Blähungen verursachen und die Absorption einer Reihe von Mineralstoffen verhindern. Diese Phytate werden beim Kochen stark vermindert.

Eine andere Möglichkeit, Phytate zu reduzieren stellt das Keimen dar. Getreide und Hülsenfrüchte werden deshalb von Rohköstlern oft in gekeimter Form konsumiert. Beim Keimen werden außerdem die im Korn enthaltenen Vitamine potentialisiert, was Keimlinge eine interessante Ergänzung für unsere Diät machen. Werden sie aber in großen Mengen konsumiert, kann das zu einem Vitaminüberschuss führen.

Gekeimte Bohnen

Überzeugte Rohköstler

Meistens sind es gesundheitliche Gründe, die die Vertreter der Rohkost angeben, warum sie diese alternative Kost gewählt haben. Für andere spielt die Ethik eine Rolle oder der gute Geschmack der rohen Lebensmittel. Zwei Drittel sind der Überzeugung, dass beim Kochen eine Wertverminderung eintritt, ja sogar schädliche Produkte entstehen. Sehr oft werden die Verdauungsleukozytose und die Entstehung von Maillard-Produkten angeführt. Das sind Bräunungsprodukte, die beim Erhitzen von Lebensmitteln aus der Kombination von Zuckerarten und Aminosäuren entstehen.

Verdauungsleukozytose

Mit diesem Begriff wird die vorübergehende Zunahme von weißen Blutkörperchen, den Leukozyten, nach der Nahrungsaufnahme bezeichnet. Dabei handelt es sich um einen physiologischen Zustand und nicht um den Hinweis auf eine Krankheit. Von Rohköstlern wird diese Zunahme immer wieder als Reaktion auf ungeeignete Lebensmittel angesehen. Der Grund liege in der Erhitzung der Nahrung. Ein Anstieg der Leukozyten bleibe aus, wenn man sich nur von Rohkost ernähre oder zumindest vor der gekochten Nahrung etwas Rohes esse.

Den medizinischen Hintergrund lieferte der Arzt Kouchakoff im Jahr 1930, der einen Anstieg der Leukozyten nach der Einnahme von gekochter Nahrung feststellte, aber keinen Anstieg bei ungekochten Lebensmitteln. Spätere genauere Untersuchungen zeigten, dass seine Beobachtungszeit viel zu kurz war und bei jeglicher Nahrungsaufnahme ein Anstieg der Leukozyten, vor allem der neutrophilen Granulozyten, stattfindet. Warum dieser Anstieg passiert, muss allerdings noch genauer erforscht werden. Vielleicht geht es einfach darum, mit der Nahrung eingeschleuste, möglicherweise krankmachende Keime zu bekämpfen.

Ein Lymphozyt, eine Untergruppe der Leukozyten im menschlichen Immunsystem.

Die von Kouchakoff herausgearbeitete These, dass erst durch das Kochen der Nahrungsmittel eine Leukozytose entsteht, hat sich als falsch herausgestellt. Die Leukozyten steigen nach dem Essen um 50-140%, egal ob die Lebensmittel gekocht oder roh gegessen werden. Interessant ist aber, dass bei den meisten Menschen nach einer Fleischnahrung der höchste Stand der Leukozyten verzeichnet wird.

Enzyme

Die Enzyme sind ein anderer Grund der sehr häufig von Rohköstlern als Vorteil von ihrer Diät angesehen wird. Die Rohkost solle lebende Enzyme beinhalten die beim Kochen verlorengehen. Deswegen seien Rohkostprodukte lebendige Nahrungsmittel, während gekochte Produkte schon tot seien und deswegen einen sehr geringen Nährwert darstellen.

Was sind Enzyme? Es sind chemische Strukturen die für eine Reihe von Stoffwechselfunktionen in unserem Körper lebenswichtig sind. Sie haben wichtige Funktionen in der Verdauung, in der weiteren Verstoffwechslung in dem Körper, in der DNA Replikation, in Signalisierungsmechanismus zwischen den Zellen und unzählbaren anderen Vorgängen innerhalb des Körpers.

Es ist also richtig, dass Rohkost eine Menge Enzyme enthält. Nachdem diese Enzyme aber weitgehend aus Proteinen bestehen, werden sie im Magen schon in Aminosäuren zerlegt und profitieren demnach dem Körper nicht. Manche Menschen brauchen Enzympräparate um in der Verdauung zu helfen. Diese müssen jedoch in speziell entwickelte Kapseln verpackt werden, welche resistent für die Magensäure sind und erst im Darm die Enzyme freigeben. Ohne diese Kapseln, würden die Verdauungsenzyme nicht im Darm ankommen. Die Enzyme die der Körper braucht, kann er normalerweise auch alle selbst herstellen.

Wenn es zu den Vitaminen kommt, dann ist allerdings die Rohkostdiät eine Nasenlänge voraus. Vitamine gehen weitgehend bei der Erhitzung verloren und finden sich normalerweise in rohen Proddukten in weit höheren Konzentrationen. Es gib allerdings auch hier wider Ausnahmen. Zum Beispiel hat ein im Dampf gedünsteter Kohl einen höheren Vitamin C Gehalt denn in roher Form, und das Betakarotin in Karotten kann in gekochter Form einfacher aufgenommen werden. Wenn man Gemüse kochen will, dann ist meistens ein vorsichtiges Dampfgaren die schonendste Vorbereitungsform.

Gemüse im Kochtopf mit Dampfgarer

Rohkost in der Krankenernährung

Die Ernährung ist ein Schlüsselfaktor in der Entstehung von chronischen Krankheiten und der Erhaltung der Gesundheit. Das hat die WHO bestätigt. Natürlich spielt die Lebensweise auch eine große Rolle. Neben Bewegungsarmut und Tabakkonsum wird die veränderte Ernährungsweise an erster Stelle genannt.

Die traditionelle pflanzenbetonte Ernährung wurde von einer kaloriendichten, fettreichen, mit einem hohen Anteil an tierischen Produkten versehenen Kost abgelöst. Ein geringer Verzehr an Obst und Gemüse und ein niedriger Ballaststoffanteil gehen Hand in Hand damit. In zahlreichen Entwicklungsländern, die ihre Lebens- und Ernährungsweise den Industrieländern anpassen, steigen genau jene Krankheiten, die mit diesem Lebensstil einhergehen: Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes, Krebs und Übergewicht.

Wen wundert es, dass alternative Ärzte vermehrt auf Rohkost setzen! Bei der Umstellung von einer typischen westlichen Diät bleibt auch der Erfolg nicht aus. Die Rohkost muss aber individuell angepasst werden, denn es gibt eine ganze Reihe Kontraindikationen. Und in den meisten Fällen würde wohl eine ausgewogene gesunde Ernährung, die ein wenig gekochte Körner beinhaltet zu einem besseren Ergebnis führen als eine restriktive Rohkostdiät.

Rohkost als Dauerernährung: ja oder nein?

Wie die Rohkoststudien zeigen, ist es nicht ganz einfach, sich ausschließlich von Rohkost zu ernähren. Vorübergehend mag es vielleicht Sinn machen, sei es um Gewicht zu verlieren oder seine Gesundheit wieder zu finden. Bei der Rohkost als Dauerform darf man sich keinesfalls einseitig ernähren. Man darf nicht willkürlich einige Lebensmittel meiden, die für eine ausgewogene Ernährung wichtig sind.

Wie hoch der Rohkostanteil in der Ernährung des Einzelnen sein soll, muss jeder selber entscheiden. Etwa die Hälfte als Rohkost zu verzehren, wie in der Vollwert-Ernährung empfohlen wird, ist sicher ein guter Weg. Es ist geschmacklich, sozial, wissenschaftlich und aus gesundheitlicher Sicht zu vertreten. Aber auch Kochen macht Sinn.

Salatteller mit Gedünsteten Broccolis und gekochten Quinoa

Wozu kochen?

Kochen tötet schädliche Mikroorganismen ab, zerstört schädliche Nahrungsinhaltsstoffe, etwa in Hülsenfrüchten, und erhöht die Aufnahmefähigkeit einiger Nährstoffe, z.B. Beta-Carotin. Kochen verändert die Konsistenz und den Geschmack. Kochen, Braten und Backen tragen zum Genusswert bei. Denken wir nur an die Kartoffeln! Kochen dient oft auch der Haltbarkeit, Lagerfähigkeit und der Bequemlichkeit. Aus vorgefertigten Menüs haben wir, ergänzt durch frische Rohkost, schnell einmal ein Essen auf dem Tisch.

Wie viel Rohkost dem Einzelnen guttut, muss jeder für sich entscheiden. Tatsache ist, dass die meisten wissen, dass sie mehr davon essen sollten. Wenn jemand die Menge steigern will, dann soll er es schrittweise tun und daran denken, gut zu kauen. Nur so kann sich auch der Verdauungstrakt an die geänderten Umstände anpassen.

Es liegen übrigens keine wissenschaftlichen Befunde vor – für eine bessere körperliche und geistige Leistungsfähigkeit des Rohköstlers gegenüber dem mit üblicher Mischkost Ernährten. Wenn sich aber jemand mit einer Rohkost wohler fühlt, soll er eine ausgewogene Art bevorzugen, die ihn auch optimal mit allem Lebensnotwendigen versorgt.

Esther Neumann

Esther Neumann

Esther Neumann studierte Ernährungswissenschaften auf der Universität Wien. Seitdem schrieb sie für viele Jahre für das Gesundheitsmagazin „Leben und Gesundheit“, und führte Gesundheitsvorträge in vielen Orten Österreichs durch.

www.ernaehrungaktuell.at/

Martin Neumann

Martin Neumann

Martin Neumann hat in 1998 in Wildwood Lifestyle Center & Hospital an einen Kurs für Gesundheitsberatung teilgenommen. Seitdem hat er rund um die Welt Vorträge und Kurse über gesunde Lebensweise und natürliche Heilmethoden gehalten. Er ist der Gründer von dem Abundant Health Netzwerk.


Ein Artikel von RundumGesund.org

Sprit und Öl – für unseren Körper

10. Juli 2022 von Esther Neumann

Jeder Autofahrer weiß, mit welchem Sprit sein Auto am besten fährt. Er weiß auch, welches Öl der Motor braucht. Über den Reifendruck hat er sich bestens informiert und natürlich auch über die Leistung des Motors. Hand aufs Herz: Kennst du dich bei deinem Körper auch so gut aus wie bei deinem Auto? Mit welchem Öl funktionierst du am besten?

Sprit und Öl - für unseren Körper

Die Forschung hat herausgefunden, dass unser Lebensstil und unsere Ernährung einen sehr großen Einfluss auf unsere Gene ausüben. Wir können mit unserem Lebensstil und unserer Ernährung, vereinfacht gesagt, Gene ein- oder ausschalten. Dadurch kommen sie erst zum Tragen. Darum ist es sehr wichtig, auf diese zwei Faktoren ganz besonders zu achten. Nicht nur unser Auto braucht optimale Pflege. Unser Körper braucht sie noch viel mehr. Ein Auto können wir nach einigen Jahren austauschen, unseren Körper nicht.

Klare Sicht

In der Scheibenwaschanlage unseres Autos wird wohl immer genug Wasser sein. Und wie schaut es da mit unserem Körper aus? Wusstest du, dass die Gehirnzellen außerordentlich empfindlich auf Wassermangel reagieren? Das Gehirn wird nicht mehr optimal durchblutet und kann die Leistung nicht mehr erbringen. Die Sicht ist getrübt wie beim Auto mit einer schmutzigen Windschutzscheibe. Wusstest du, dass die Nieren ihre Harnverdünnungsfunktion nicht mehr wahrnehmen können, wenn du zu wenig Wasser trinkst? Die Konzentration der ausscheidungspflichtigen Substanzen wird immer höher, außerdem steigt die Gefahr, dass Nierensteine entstehen. Damit kann es zu einer Schädigung der Blase kommen. Ohne Flüssigkeitstransport aus der Niere wird sie nicht mehr genügend durchschwemmt. Es folgt eine massive Vermehrung von krankmachenden Keimen. Schmerzhafte Entzündungen sind die Folge. Wer genug trinkt, spült sein ganzes Harnsystem optimal durch.

Ein Glas Wasser

Volltanken, bitte

Jeder, der wegfährt, sorgt dafür, dass genügend Sprit im Auto ist, sonst kommt er nicht ans Ziel. Tanke auch deine Körperspeicher in der Früh voll auf! Der Blutzuckerspiegel liegt am Morgen unter dem normalen Wert. Die Glukose wurde in der Nacht für sehr viele energetische Prozesse verbraucht. Darum muss man mit einem ausgiebigen, vollwertigen Frühstück wieder auftanken. Frisches Obst oder Gemüse, Vollkornbrot mit einem guten Aufstrich oder Müsli und frische Obstsäfte sind der richtige Sprit für den Tagesbeginn.

Ölwechsel

Wie viele Sorten Öl werden doch beim Autozubehör angeboten! Genauso ist es im Lebensmittelgeschäft. Die meisten Autobesitzer wissen, welches Öl der Motor braucht. Wer weiß, welches Öl für seinen Körper das ideale ist? Omega-3 Fettsäuren sind nicht nur leere Modewörter oder gut für die Werbung. Omega-3 Fettsäuren sind die großen Stars, die Herz und Gefäße schützen. Sie senken Triglyceride im Blut, den Blutdruck und das Risiko für koronare Herzerkrankungen. Wahrscheinlich senken sie auch das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, und reduzieren bestimmte rheumatische Beschwerden. Sie senken den Cholesterinspiegel und lindern Neurodermitis.

Und wo finden wir Omega-3 Fettsäuren? In einer Reihe von Pflanzenölen und im Fischöl von Kaltwasserfischen, also Lachs, Hering, Makrele, Thunfisch und Sardine. Leider finden sich in Fischen sehr oft giftige Schwermetalle wie Blei und Quecksilber. Daher ist es ratsamer, auf gute Pflanzenöle umzusteigen. Leinöl, Chia-, Hanf-, Walnuss-, Raps- und Sojaöl enthalten viele Omega-3 Fettsäuren.

Leinöl mit Leinsamen

Gemieden werden sollten tierische Fette und da besonders Schweineschmalz. Sie verfügen über sehr viel Arachidonsäure, die entzündungsfördernd wirkt. Im Fast-Food oder in gekauften Backwaren kommen durch die Industriemargarine leider immer noch viele Transfettsäuren vor, die für unsere Zellen auch nicht gut sind. Die Industrie bemüht sich aber, diesen Makel loszuwerden.

Boxenstopp

Im Motorsport ist ein Boxenstopp ein sehr kurzer Halt an einem vorgesehenen Platz, wo in Windeseile verschiedene Eingriffe, kleine Reparaturen und Einstellungen vorgenommen werden. Auch unser Körper braucht einen Boxenstopp – aber einen längeren als im Sport. Ruhe und ausreichend Schlaf werden heute von vielen als Luxus empfunden. Im Schnitt schlafen wir heute etwa eineinhalb Stunden weniger als eine Generation vor uns es tat. Viele Erwachsene und auch bereits Kinder beklagen sich über die Folgen von Schlafmangel: Anfälligkeit für Verkühlungen, verringerte Leistungsfähigkeit, Konzentrationsmangel und größere Häufigkeit von Unfällen.

Neben dem gesunden Schlaf ist auch die Entspannung tagsüber von großer Bedeutung. Viele Dinge lenken uns ab und stehlen uns das, was wir für uns selber brauchen – hin und wieder einige entspannende Minuten nach getaner Arbeit. Das ist für jeden etwas anderes. Für den einen heißt es, die Augen zu schließen und nach innen zu hören; für den anderen, die Augen aus dem Fenster wandern zu lassen. Gut ist es, wenn sie dann Blumen, grüne Bäume, einfach etwas anderes als in der Arbeitswelt zu sehen bekommen.

Wer einen Spaziergang in der Natur machen kann, hat doppelten Gewinn. Spür den Wind, atme die frische Luft, lausche dem Gesang der Vögel, genieß den Augenblick, der ganz dir gehört, und denk einmal nicht an die Zukunft oder die Vergangenheit. Das erfüllt dich mit Dankbarkeit und Ruhe für das, was du soeben im vergangenen Tag leisten konntest.

Ein Spaziergang in der Natur

Wenn dann zu diesen Ruhephasen der wöchentliche Ruhetag auf die sechs Arbeitstage folgt, dann erlebst du eine Oase in einer gestressten Welt. Nicht umsonst hat unser Schöpfer diesen Tag für uns eingerichtet. Er tut auch unserer Seele gut. … Aber das ist ein anderes Thema.

Unser Körper ist viel mehr wert als ein Auto. Es lohnt sich, darüber nachzudenken, was für Leistungen wir von ihm erwarten und wie wir ihn pflegen wollen. Es lohnt sich aber auch, gewonnene Erkenntnisse sofort in die Tat umzusetzen.

Esther Neumann

Esther Neumann

Esther Neumann studierte Ernährungswissenschaften auf der Universität Wien. Seitdem schrieb sie für viele Jahre für das Gesundheitsmagazin „Leben und Gesundheit“, und führte Gesundheitsvorträge in vielen Orten Österreichs durch.

www.ernaehrungaktuell.at


Ein Artikel von RundumGesund.org

Süß, zu süß

15. Mai 2022 von Jorge Pamplona und Lee Wellard

Wir wurden mit einer Vorliebe für Süßes geschaffen, aber nicht alle süßen Dinge sind gleich oder haben die gleiche Wirkung. Auch natürliche Süßstoffe variieren in ihren Eigenschaften. Hier sind einige Fakten über „Süßigkeiten“, die du berücksichtigen solltest, wenn du etwas Gutes für deine Gesundheit machen möchtest.

Süß, zu süß

Früchte

Der in Obst enthaltene natürliche oder „intrinsische“ Zucker hat gegenüber „extrinsischem“ oder fremden Zucker, der Lebensmitteln zugesetzt wird, zwei große Vorteile, insbesondere wenn diese Lebensmittel raffiniert sind: Er wird von Diabetikern besser vertragen und macht weniger dick. Darüber hinaus verlangsamen die in Früchten enthaltenen Ballaststoffe die Aufnahme von Zucker; somit wird weniger Insulin benötigt. Je weniger Insulin ausgeschüttet wird, desto weniger Fett wird produziert (da eine der Wirkungen von Insulin die Förderung der Lipogenese, der Synthese von Lipiden oder Fetten im Körper ist).

Das süße Kraut

Stevia (stevia rebaudiana) wird als kalorienfreier Süßstoff verwendet. Das gemahlene Kraut wird normalerweise zu einem weißen Pulver veredelt, dessen Süße konzentriert ist. Je nach Verarbeitung kann es einen bitteren Nachgeschmack haben.
Vorteile von Stevia:

  • Bietet einen süßen Geschmack ohne Kalorien
  • Verursacht keine Zahnkaries
  • Wirksam bei der Blutdrucksenkung (es wirkt als Vasodilatator)
  • Verbessert die Glukosetoleranz und ist vorteilhaft für Diabetiker
Stevia ist ein guter natürlicher Süßstoff

Natürliche Sirups

Wenn sie in Maßen verwendet werden, sind solche Süßstoffe wie Melasse, Honig und Ahornsirup eine gute Option für Diabetiker. Melasse enthält weniger Zucker, liefert Vitamin B6 und ist sehr reich an Mineralien, insbesondere Eisen, Kalzium und Magnesium. Honig enthält Enzyme und Stoffe, die mit medizinischen Eigenschaften ausgestattet sind. Ahornsirup liefert wegen der Eindickung keine Vitamine, aber eine gewisse Menge an Mineralstoffen (Kalzium, Magnesium, Eisen, Kalium und insbesondere Zink).

Honig ist eine gesündere Option als Zucker

Chemische Süßstoffe

Die Verwendung dieser Substanzen nimmt aufgrund des zunehmenden Interesses in den Entwicklungsländern an einer Verringerung der Kalorienaufnahme zu. Saccharin, Cyclamate, Aspartam und Acesulfam K sind die am häufigsten verwendeten chemischen Süßstoffe in der Lebensmittelindustrie sowie von Privatpersonen. Sie werden auch am meisten kritisiert.


Nachteile chemischer Süßstoffe:

  • Sie liefern keine Nährstoffe.
  • Sie bergen Gesundheitsrisiken. Alle synthetischen intensiven Süßstoffe bergen ein gewisses Risiko für unerwünschte Wirkungen, von nervösen Störungen bis hin zu krebserzeugenden Wirkungen. Für jeden gibt es eine ADI (Acceptable Daily Intake, d.h. akzeptable Tagesdosis), die nicht überschritten werden sollte.
  • Paradoxe Wirkung. Im Gegensatz zu dem, was man von diesen Süßstoffen erwarten würde, könnten sie eine Steigerung des Appetits mit der damit einhergehenden Gewichtszunahme hervorrufen.

Die bittere Seite des Zuckers

Zucker kann Abhängigkeit hervorrufen

Vor hundert Jahren wurde Zucker als Gewürz verwendet. Heute wird es mengenmäßig als Grundnahrungsmittel eingesetzt. Die meisten Familien kaufen mehr Zucker als Reis. Der Zuckermissbrauch hat eine Reihe von verheerende Nebenwirkungen mit sich gebracht:

  • Kalziumverlust. Der Zuckerstoffwechsel erfordert Vitamine des B-Komplexes (insbesondere B1) und Mineralstoffe (insbesondere Calcium). Beim Verzehr von Zucker (der keine Vitamine und Mineralstoffe enthält) oder raffinierten Lebensmitteln wird der Körper gezwungen, seine eigenen Reserven zu verbrauchen, und es besteht die Gefahr von Mangelerscheinungen.
  • Zahnkaries. Alle Einfachzucker fördern Karies.
  • Triglyceride. Zuckerkonsum erhöht den Gehalt dieser Fettstoffe im Blut, was wiederum Arteriosklerose und Herzerkrankungen fördert.
  • Fettleibigkeit. Zucker und zuckerhaltige Lebensmittel sind die Hauptursachen für Fettleibigkeit bei Kindern und Erwachsenen.
  • Hyperaktivität. Es besteht ein Zusammenhang zwischen Zuckerkonsum und bestimmten Verhaltensstörungen wie Hyperaktivität oder Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADHS).
  • Gallensteine.
  • Morbus Crohn. Die Kombination aus viel Zucker und wenig Ballaststoffen ist eine der ursächlichen Faktoren dieser Krankheit.
  • Magen und Zwölffingerdarmgeschwüre. Die Verwendung von Zucker zusammen mit einer Ernährung aus raffinierten, ballaststoffarmen Lebensmitteln erhöht das Risiko.
  • Diabetes. Es gibt keine Studien, die belegen, dass der großzügige Konsum von Zucker eine Ursache für Diabetes ist, aber offensichtlich verschlimmert er ihn.
  • Knochenbrüchigkeit. Eine fettreiche, zuckerreiche Ernährung erschöpft die Kalziumreserven im Körper. Dadurch werden die Knochen brüchiger.
  • Magenkrebs. Zucker, gesättigte Fettsäuren und Kalzium erhöhen das Magenkrebsrisiko.
  • Darmkrebs.
  • Verzögertes fötales Wachstum. Schwangere Jugendliche, die zu viel Zucker konsumieren, haben eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, Babys mit geringem Gewicht zur Welt zu bringen.

Fazit

Es gibt Unterschiede zwischen weißem Zucker und natürlicheren Süßungsmitteln. Aber alle konzentrierten Süßstoffe müssen mit Maß verwendet werden. Wir sollten uns an den natürlichen Geschmack von Früchten gewöhnen. Alles, was viel süßer schmeckt, wird Schaden anrichten, egal aus welcher Quelle es stammt. Mäßigkeit ist der Schlüssel. Und es ist an der Zeit, unsere Geschmacksknospen an den natürlichen Geschmack anzupassen, den Gott für uns geschaffen hat.

Jorge Pamplona

Jorge Pamplona

Jorge Pamplona Roger, MD, MPH, ist derzeit Professor für Ernährung an der River Plate Adventist University in Argentinien. Er hat eine Reihe von Büchern über Ernährung verfasst, darunter die Enzyklopädie von Nahrungsmitteln und ihre Heilkraft.

Lee Wellard

Lee Wellard

Lee arbeitet derzeit als Physiologie- und Gesundheitslehrer am Wildwood Health Institute und hält in ganz Amerika Vorträge zu verschiedenen gesundheitsbezogenen Themen.

wildwoodhealth.com/


Ein Artikel von RundumGesund.org

Gewürze und deine Gesundheit

6. März 2022 von Elizabeth Hall

Weckt der verführerische Duft von frisch gebackenen Zimtschnecken, Lebkuchen, Gewürzkuchen oder Obstkuchen aromatische Erinnerungen an Feiertage und gemütliche Küchenerlebnisse? Vielleicht gehören die herzhaften ostindischen Speisen oder die pikanten mexikanischen Gerichte zu deinen Favoriten. Wie eine alte englische Weise es zum Ausdruck bringt „sugar and spice and everything nice…“(„Zucker und Gewürze und alles Feine“…), gehören Gewürze seit langem zu den kulinarischen Köstlichkeiten der Welt.

Gewürze und deine Gesundheit

Viele dieser scharfen oder aromatischen pflanzlichen Lebensmittelsubstanzen werden verwendet, um eine Vielzahl von Lebensmitteln von süß bis herzhaft zu würzen. Obwohl sie kulinarisch beliebt sind und manchmal auch für ihren medizinischen Wert angepriesen werden, sind einige häufig verwendete Gewürze tatsächlich schädlich für unsere Gesundheit. Sehen wir uns die verfügbaren Informationen an, doch bevor wir dies tun, werden wir kurz die relevante Physiologie auffrischen.

Magenschleimhaut

Unser Magen ist regelmäßig Salzsäure ausgesetzt, einer sehr starken Substanz, die freigesetzt wird, um eine gute Verdauung zu ermöglichen. Der gesunde Magen wird durch schleimproduzierende Zellen in seiner Auskleidung, die so genannte Schleimhautbarriere, vor starker Salzsäure und anderen starken Verdauungsenzymen geschützt. Der von dieser integralen Barriere produzierte Schleim dient sowohl der Neutralisierung von Salzsäure als auch dem Schutz der Magenwand vor Reizung, Beeinträchtigung und Geschwürbildung.

Die Forschung enthüllt ein Rezept für Probleme

In Forschungen, die sie an der Loma Linda Universität durchgeführt haben, haben der Neurophysiologe Dr. Bernell Baldwin und seine Frau 1) Dr. Marjorie Baldwin den Hauptnerv auf der Magenoberfläche (Vagusnerv) bei Hunden abgehört. Dieser wichtige Nerv überträgt unter anderem Nachrichten zwischen Gehirn und Magen. Wenn die sehr empfindlichen Nervenenden der Magenschleimhaut gereizt werden, wird diese Information blitzschnell an das Gehirn geleitet. Als das Forscherehepaar Baldwin narkotisierten Hunden eine verdünnte Salzlösung (ähnlich der Körperflüssigkeit) in den Magen gab, geschah sehr wenig. Als der Salzlösung jedoch schwarzer Pfeffer, Cayennepfeffer, Senf oder Zimt zugesetzt wurde, setzte der Magen elektrische Spitzen frei und vermittelte so Reizungen.

Die Baldwins führten weitere Studien durch, diesmal mit Ratten. Die Ratten wurden in kleinen Quartieren untergebracht. Körperliche Beschränkung ist ein bekannter Stressfaktor für Ratten, und die Baldwins wollten die potenziellen Auswirkungen von Stress in Verbindung mit einer pikant würzigen Ernährung bewerten – Lebensstilfaktoren, die in der heutigen Gesellschaft nicht selten sind. Die Ergebnisse implizierten neuerlich, dass die getesteten Gewürze eindeutig schädlich waren. Die Nagetiere, die Gewürzfutter erhielten, zeigten eine signifikante Schädigung der Magenschleimhautbarriere. Von der größten bis zur geringsten Wirkung erwiesen sich schwarzer Pfeffer, Zimt, Gewürznelken und Senf als schädlich. Beachte, dass, obwohl Senf weniger schädlich zu sein scheint, seine schädlichen Wirkungen bei fortgesetzter Verwendung zunehmen. Die anfängliche Reizung führte zu einer erhöhten Produktion von Schutzschleim. Aber bei wiederholter Anwendung wurde der schleimproduzierende Mechanismus überstrapaziert und es traten Geschwüre auf.

Wirkung bestimmter Gewürze auf den Magen gestresster Ratten

Bereich der Schleimhautschädigung (mm2)
Kontrolldiät (KD): 1.2
KD + Senf: 1.6
KD + Gewürznelken: 4.8
KD + Zimt: 5.7
KD + schwarzer Pfeffer: 7.1

Verschiedene Gewürze

Nelken, Piment und Zimt haben eine ähnliche Wirkung. Diese Gewürze enthalten Eugenol, ein Phenol, das zunächst ebenfalls eine erhöhte Schleimproduktion auslöst, bei fortgesetzter Einnahme erschöpft sich jedoch diese Reaktion. Auch hier kommt es zu einer gesteigerten Anfälligkeit für Geschwürbildung. Tatsächlich haben Studien gezeigt, dass eine direkt auf die Magenschleimhaut aufgetragene Eugenol-Emulsion Gastritis, Entzündungen und eine Beeinträchtigung der Magenschleimhautbarriere verursacht. Autsch! Diese Zimtschnecken klingen langsam ein bisschen schmerzhaft!

Die Gewürze wirkten sich jedoch nicht nur auf den Magen aus. Schwarzer Pfeffer, Nelken und Zimt hatten ebenfalls erhebliche schädliche Auswirkungen auf die elektrische Aktivität des Gehirns und des Herzens. Blutdruckerhöhungen wurden häufig beobachtet. Und die Nagetiere sahen schlechter aus! Was die Drs. Baldwin wirklich überraschte, war die schlechte Laune der Ratten. Diejenigen, die mit dem scharfen Rattenfutter gefüttert wurden, waren viel reizbarer als die aus der Kontrollgruppe – ängstlich, angriffslustig und bereit zu beißen. Hmmm … das könnte uns dazu bringen, zweimal darüber nachzudenken, was wir essen! Reizende Lebensmittel können Menschen reizbar machen!

Schauen wir uns einige dieser Gewürze im einzelnen etwas genauer an.

Schwarzer Pfeffer

Schwarze Pfeffersamen

Schwarzer Pfeffer enthält Piperidin, eine Substanz, die die verstärkte Freisetzung eines Hormons bewirkt, das den Magen dazu anregt, mehr Salzsäure auszuscheiden. Piperidin, das auch im Tabakrauch vorkommt, reizt Haut und Schleimhäute stark. Seine starken nikotinähnlichen Wirkungen auf das periphere und zentrale Nervensystem erzeugen eine synaptische Stimulation, gefolgt von Depression. Bei direkter Verabreichung in den Magen ist roter oder schwarzer Pfeffer für einen signifikanten Anstieg der Magensäure- und Pepsinsekretion, Schleimhautablösung und Kaliumverlust verantwortlich, was alles unerwünscht ist und zu Gastritis führen kann. Eine weitere Studie der Baldwins über eine Diät bei erhöhtem Stress und hohem Gewürzgehalt konzentrierte sich speziell auf die Wirkung von schwarzem Pfeffer. Ihre Ergebnisse zeigten auch seine schädlichen Auswirkungen auf den Magen. Die Ratten, denen schwarzer Pfeffer in ihrem Futter beigemengt wurde, zeigten mehr als die doppelte Anzahl an Magenläsionen mit einer doppelt so großen Schadensfläche an der Schleimhaut.2)

Cayennepfeffer

Cayennepfeffer

Der scharfe und würzige Cayennepfeffer, auch bekannt als roter oder Chili-Pfeffer, ist in Mexiko und Mittelamerika beheimatet. Viele Kräuterkenner empfehlen ihn wegen seiner angeblichen medizinischen Vorteile. Einige Studien zeigen, dass er bei innerlicher Einnahme helfen kann, Fett zu verbrennen sowie den Cholesterinspiegel im Blut, den Triglyceridspiegel und die Blutplättchenaggregation zu senken. Die Hinweise sind allerdings noch widersprüchlich, ob das Capsaicin in Cayennepfeffer krebsauslösend oder vorbeugend wirkt und ob es den Magen vor der Bildung von Geschwüren schützt oder tatsächlich die Magenschleimhautbarriere schädigt. Die Jury scheint sich bei diesem Gewürz noch nicht einig zu sein, aber betrachten wir, was bekannt ist.

Gefahren des Verzehrs

Der Verzehr von Chili-Pfeffer erhöht die Magensäuresekretion und kann Zwölffingerdarmgeschwüre verschlimmern.3) Es ist bekannt, dass Capsaicin Magengeschwüre verursacht, während der Verzehr von rotem Pfeffer die Symptome von Zwölffingerdarmgeschwüren verschlimmern kann. Darüber hinaus kann der Verzehr von Chilischoten das Risiko für Magenkrebs erhöhen. In einer zufällig ausgewählten Studie, die in Mexiko durchgeführt wurde, hatten Chili-Konsumenten ein um 5,49 Prozent erhöhtes Risiko für Magenkrebs im Vergleich zu Nicht-Konsumenten. Unter den Verbrauchern gab es einen hochsignifikanten positiven Zusammenhang zwischen selbst eingeschätztem erhöhten Konsumniveau (niedrig, mittel und hoch) und erhöhtem Risiko. Die Wahrscheinlichkeit für ein erhöhtes Magenkrebsrisiko von Konsumenten im Vergleich zu Nichtkonsumenten betrug 17:11.4)

Aüßere Anwendungen

Äußerlich auf die Haut aufgetragen wirkt Cayennepfeffer schmerzlindernd. Paprika verringert die Nervenenden von Substanz P, einer Chemikalie, die an der Übertragung von Schmerzsignalen und Entzündungen der Nerven beteiligt ist, wodurch die Nervenfasern desensibilisiert werden. Laut dem Ernährungswissenschaftler und Kräuterkundler Winston Craig, PhD, hat sich gezeigt, dass aktuelle Anwendungen von Capsaicin eine wirksame Behandlung zur Verringerung der Empfindlichkeit und der Schmerzen bei Osteoarthritis sowie zur Linderung der Schmerzen bei Muskelverspannungen, Gürtelrose, diabetischer Neuropathie und Postmastektomie-Operationen sind.5)

Die längerfristige Anwendung von Capsicumsalben schädigt jedoch die Nervenfasern in der Epidermis der Haut. Innerhalb von sechs Wochen nach Nutzungsende werden diese Schäden wieder behoben. Craig empfiehlt, die Capsicumsalbe nicht öfter als drei- oder viermal täglich und einem Zeitraum von wenigen Tagen aufzutragen. Es ist am besten, mindestens zwei Wochen zu warten, bevor andere Lösungen auf denselben Bereich aufgetragen werden. Der Kräuterkundler Varro Tyler, PhD. schlägt drei bis vier Anwendungen pro Tag für bis zu einem Monat als sichere Option vor. Achte beim Auftragen von Paprikacreme darauf, dass sie nicht auf offene Wunden, Schnitte oder in die Nähe der Augen kommt. Wasche deine Hände oder jeden anderen Bereich, auf den Paprika aufgetragen wurde, sofort mit Seife, bevor du dieselben Körperbereiche heißen oder kalten Anwendungen aussetzt, da Hitze plus Paprikacreme das Risiko von Verbrennungen erhöht.

Muskatnuss (und Muskatblüte)

Muskatnuss

Wusstest du, dass die Samen der Muskatnuss nicht nur zum Würzen von Speisen und Getränken verwendet werden? Aufgrund seiner bewusstseinsverändernden Eigenschaften wird dieses Gewürz nicht selten auch als Droge verwendet. Der Missbrauch von Muskatnuss hat erschreckende und unangenehme Nebenwirkungen und ist für zahlreiche dokumentierte Rausch- und Vergiftungsfälle verantwortlich, von denen mindestens einer tödlich verlief. Dies sollte ein Warnsignal für diejenigen sein, die versucht sind, ihre Feiertags- oder Festtagsküche mit diesem aromatischen, aber psychotropen Gewürz zu veredeln! Muskatnuss enthält mehrere Verbindungen mit strukturellen Ähnlichkeiten zu Substanzen, die an der Modulation des zentralen Nervensystems beteiligt sind – was zu potenziell nachteiligen Wirkungen führt. Forscher glauben, dass der Körper einige der chemischen Komponenten des Gewürzes in Amphetamin-ähnliche Verbindungen umwandeln kann.6)

Ein Teelöffel gemahlene Muskatnuss kann innerhalb von ein bis sechs Stunden nach dem Verzehr Halluzinationen, Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen und/oder Kreislaufkollaps hervorrufen. Sehr hohe Dosen können tödlich sein.

Die cholinergen Bahnen des zentralen Nervensystems spielen eine herausragende Rolle bei den Lern- und Gedächtnisprozessen. Acetylcholinesterase ist ein Enzym, das Acetylcholin, einen der am Lernen und Gedächtnis beteiligten Neurotransmitter, inaktiviert. Muskatnuss verringert die Acetylcholinesterase-Aktivität signifikant. Obwohl dies dem Gedächtnis zu helfen scheint, geht es auf Kosten anderer Fähigkeiten des Geistes. Mit anderen Worten, durch einen Anstieg der cholinergen Aktivität verringert Muskatnuss die Selbstbeherrschung und erhöht die Stimulation der niederen Leidenschaften.

Die Muskatblüte ist nicht wirklich eine Blüte, sondern wird aus der äußeren Schale des Muskatnusssamens gewonnen; es enthält die gleichen schädlichen Eigenschaften wie Muskatnuss und ist daher auch nicht zur innerlichen Anwendung zu empfehlen.

Zimt

Zimtschoten

Abgesehen davon, dass er zahlreichen Lieblingsrezepten diesen einzigartigen und aromatischen Geschmack verleiht, wird Zimt von vielen Kräuterkennern auch als medizinisch nützlich angesehen. Seine primären angeblichen vorteilhaften Eigenschaften können wie folgt zusammengefasst werden:

Blutverdünner: Das Zimtaldehyd in Zimt scheint zu helfen, das unerwünschte Verklumpen von Blutplättchen zu verhindern.

Antimikrobielles Mittel: Studien zeigen, dass Zimt dazu beitragen kann, das Wachstum von Bakterien und Pilzen, einschließlich der häufig problematischen Hefepilz Candida, zu stoppen.

Diabetiker-Unterstützung: Du hast vielleicht schon von den angeblichen Vorteilen von Zimt für Menschen mit Diabetes gehört. Mehrere kleine neuere Studien, aber nicht alle, deuten darauf hin, dass es die Insulinreaktionsfähigkeit bei Menschen mit Typ-2-Diabetes verbessern kann. Als 60 pakistanische Freiwillige mit Typ-2-Diabetes 1 bis 6 Gramm Zimt pro Tag für 40 Tage erhielten, erlebten sie einen 18- bis 29-prozentigen Rückgang des Blutzuckers. Cholesterin- und Triglyceridspiegel wurden ebenfalls gesenkt.7)

In einer anderen kleinen placebokontrollierten Studie wurde die Wirkung von Zimt an 60 Menschen mit Typ-2-Diabetes untersucht. Dreißig Männer und dreißig Frauen im Alter von 44 bis 58 Jahren wurden in sechs Gruppen eingeteilt. Die Gruppen 1, 2 und 3 erhielten täglich 1, 3 oder 6 Gramm Zimt, während die Gruppen 4, 5 und 6 1, 3 oder 6 Gramm des Placebos erhielten. Nach 40 Tagen hatten alle drei Zimtkonzentrationen den Blutzuckerspiegel um 18 bis 29 Prozent, die Triglyceride um 23 bis 30 Prozent, das LDL-Cholesterin um 7 bis 27 Prozent und das Gesamtcholesterin um 12 bis 26 Prozent gesenkt, während keine signifikanten Veränderungen festgestellt wurden in jenen Gruppen, die das Placebo erhielten.8)

Im Gegensatz dazu zeigte eine randomisierte Studie des Nutrition and Toxicology Research Institute, dass die 12-wöchige Einnahme von 1,5 Gramm Zimt pro Tag den Blutzucker oder die Blutfette bei Patienten mit Typ-2-Diabetes nicht verbesserte.9) Noch 2006 kamen die Autoren dieser Studie zu dem Schluss, dass „mehr Forschung zu den vorgeschlagenen gesundheitlichen Vorteilen der Zimtergänzung angesagt sind, bevor gesundheitsbezogene Angaben gemacht werden sollten“. Andere Forscher haben ähnliches berichtet, daher sind größere, kontrollierte und doppelblinde Studien erforderlich, bevor „auf den fahrenden Zug aufgesprungen werden sollte“.

Versteckte Gefahren in Zimt

Es wurde festgestellt, dass die potenziell toxischen Verbindungen in der Zimtrinde hauptsächlich in den fettlöslichen Fraktionen vorhanden sind. Die Konzentrationen dieser Verbindungen sind in den wasserlöslichen Zimtextrakten, die die insulinverstärkenden Verbindungen enthalten, sehr niedrig. Wir könnten postulieren, dass bestimmte medizinische Zimtzubereitungen dann relativ sicher in der Anwendung sein könnten, aber eine Reihe von Faktoren mahnt zur Vorsicht. Es wäre zu prüfen, ob die botanische Verarbeitung von Zimt zu medizinischen Präparaten alle oder einige dieser giftigen fettlöslichen Verbindungen entfernen würde. Der normale gemahlene Zimt jedoch, der üblicherweise in Lebensmitteln und Getränken verwendet wird, ist sicherlich enthalten; diese Formen des Gewürzes beinhalten durchaus noch die belastenden fettlöslichen Anteile.

Schauen wir uns die schädlichen Verbindungen in den fettlöslichen Anteilen von Zimt genauer an, nämlich die von Methyleugenol und Estragol. Es wurde gezeigt, dass Eugenol Chromosomenaberrationen und andere nachteilige Veränderungen in der DNA hervorruft.10) Estragol, eine natürliche organische Verbindung, die in Zimt und anderen Pflanzen vorkommt, wird in Parfums und als Lebensmittelzusatzstoff für den Geschmack verwendet. Studien deuten darauf hin, dass es sowohl krebserregend als auch gentoxisch ist.11) Unter Verwendung von Tiermodellen haben Forscher herausgefunden, dass Methyleugenol Leber, Niere und Magen negativ beeinflusst. Die Entwicklung von Leberkrebs, Drüsenläsionen des Magens und bösartigen neuroendokrinen Tumoren kann die Folge sein.12) Darüber hinaus wurde festgestellt, dass Aldehyde aus Kaugummi mit Zimtgeschmack ein Faktor sind, der zu Mund- und Zahnfleischentzündungen, präkanzerösen weißen Flecken auf dem Mundgewebe (Leukoplakie) und Zungenkrebs beiträgt.13)

Obwohl die Dosen von Methyleugenol, die in Tierversuchen verwendet werden, viel höher sind, als Menschen im allgemeinen konsumieren, „sind weitere Studien erforderlich, um sowohl die Art als auch die Auswirkungen der Dosis-Wirkungs-Kurve bei Ratten bei geringer Exposition gegenüber Methyleugenol und Estragol zu definieren.“ Darüber hinaus ist gemäß der Stellungnahme des Wissenschaftlichen Lebensmittelausschusses zu Methyleugenol, Europäische Kommission für Gesundheit und Verbraucherschutz, Generaldirektion, 26. September 2001, „…die Existenz eines Schwellenwerts [für Methyleugenol] nicht anzunehmen und der Ausschuss konnte keine sichere Belastungsgrenze festlegen. Folglich sind Reduzierungen der Exposition und Beschränkungen der Verwendungsmengen angezeigt.“14) Da viele vorherrschende Lebensstilfaktoren wie Alkohol, Fettleibigkeit, Diabetes, Drogen und verschriebene Medikamente die Leber und den Magen schädigen, ist es einleuchtend, dass sogar kleinere Mengen an Methyleugenol und Zimt sich als schädlich für bereits belastete Körper erweisen könnten. Ist es möglich, dass andere sekundäre Pflanzenstoffe in Zimt den schädlichen Wirkungen von Methyleugenol einwenig oder ganz entgegenwirken? Diese und andere Fragen bleiben. Daher ist es ratsam zu warten, bis schlüssigere Untersuchungen durchgeführt werden, bevor Zimt für die medizinische Verwendung empfohlen wird. Abgesehen von diesen Unsicherheiten bestehen zusätzliche Bedenken in Bezug auf Zimt. Zimtaldehyd ist ein Reizstoff, der starke elektrische Impulse im Hypothalamus erzeugt. Der Hypothalamus reguliert zusammen mit anderen Teilen des limbischen Systems Appetit, sexuelle Leidenschaften und Wut. Zimt erweckt daher, nachdem er die Rezeptoren im Magen stimuliert hat, die niedere Natur des Menschen. Sowohl Zimtaldehyde in Zimt als auch Eugenol in Nelken stören Enzyme, die an der Freisetzung von Energie aus ATP, dem wichtigsten energieproduzierenden Molekül im Körper, beteiligt sind.“15)

Zu beachten ist auch, dass Zimtöl Haut und Schleimhäute stark reizen und niemals unverdünnt verwendet werden sollte. Eines seiner Öle entzündet und zerstört nicht nur die Magenschleimhaut, sondern auch die des oberen Darms.“16)

Da Zimt ein Gewürz mit erheblichen dokumentierten Nebenwirkungen ist, kann das medizinische beratende Personal dieser Veröffentlichung seine Verwendung nicht empfehlen.

Zusammenfassung des Gewürz-Status

Gewürze, weise verabreicht, können nützliche und angenehme Zwecke erfüllen. Capsaicin-Salbe kann bei diabetischer Neuropathie Linderung verschaffen. Ingwer und Kurkuma bieten, wenn sie innerlich eingenommen werden, eine Reihe von medizinischen Vorteilen sowie eine reiche Ladung gesunder sekundärer Pflanzenstoffe.

Ob kulinarischer, aromatischer, reinigender oder medizinischer Nutzen, der Schöpfer hatte mit jeder der von ihm geschaffenen Pflanzen sicherlich einen guten Zweck im Sinn. Es liegt in unseren Händen, sorgfältig nach den sichersten Wegen zu suchen, um diese natürlichen Gaben zu nutzen, denn wie wir gesehen haben, sind Gewürze bei unsachgemäßer Verwendung nicht immer so „harmlos“! Was die Wissenschaft noch nicht über ihre tatsächlichen Eigenschaften enthüllt hat, kann in Zukunft sehr wohl vollständiger geklärt werden. Aber mit Zuversicht können wir das Versprechen des großen Designer akzeptieren, dass „der Segen des Herrn allein reich macht.“ (Sprüche 10:22) Alle Vorteile, die Gott für uns bereitgestellt hat, ob für den kulinarischen Genuss, die Ernährung oder die medizinische Verwendung, werden nur helfen und nicht schaden, wenn sie richtig genutzt werden. Die Segnungen, die er anbietet, sind ganz klar, sogar im Bereich der Gesundheit! Und zum Glück können wir seine Hilfe beanspruchen, um uns zu erneuern – bis hin zu unseren Geschmacksknospen! Aromen, von denen wir dachten, dass wir einfach nicht darauf verzichten könnten, können zufriedenstellend durch etwas Besseres ersetzt werden! Wir hoffen, dass einige oder alle der folgenden Rezepte genau das bieten!

Rezepte

Die folgenden Rezepte sind nur einige Beispiele für nicht schleimhautreizende Gewürzoptionen.

Versuche auch, selbst zu experimentieren, und genieße es!

Curry Pulver

In einer kleinen Schüssel gut mischen:

3 EL Kümmel
2 TL Koriander
1/4 TL Bockshornklee
1/2 TL Salz
1/4 TL Kardamom

Fülle es ab und etikettiere es.

Chili-Gewürz

6 Lorbeerblätter
2 TL Basilikum
1/3 Petersilienflocken
1 EL Oregano

In eine kleine Rührschüssel umfüllen und hinzufügen:

1 1/2 TL Zwiebelpulver
1/2 TL Knoblauchpulver
1/4 Tasse Paprika
5 EL Kümmel

Alles mahlen. In einem luftdichten Behälter aufbewahren.

Verschiedene Zimtalternativen

#1: gemahlener Koriandersamen

#2: 1 Teil Kardamom
3 Teile Koriander

Gut mischen, abfüllen und beschriften.

#3: 3 Teile Koriandersamen
1 Teil süßer Anissamen

Mahle alles zusammen. Fülle es ab und etikettiere es.

#4: Zutaten wie Zitronen- oder Orangenextrakt oder -schale, Butterbonbon, Vanille oder Ahorn kopieren nicht den Geschmack von Zimt, können aber Rezepten andere angenehme Aromen verleihen.


Dieser Artikel wurde ursprünglich im Journal of Health and Healing veröffentlicht, einer Publikation von Wildwood Lifestyle Center.

Elizabeth Hall

Elizabeth Hall

Elizabeth Hall unterrichtet seit mehr als 35 Jahren Gesundheitsthemen im Wildwood Institute.wildwoodhealth.com/

Referenzen

↑1Baldwin, M. und B., Spices: Recipe for Trouble. 1 Health & Healing, 12(1):41.
↑2Baldwin, M. and B. Spices: recipe for trouble, in Nutrition for the Nineties, W.J. Craig, Golden Harvest Bks, 1999, pp. 245-6.
↑3Craig, W.J., Herbs for Your Health. Golden Harvest Books, 2005, p. 16.
↑4Lopez-Carnillo, L., et al., Chili Pepper Consumption and Gastric Cancer in Mexico: A Case-Control Study. Am J Epidemiology, l39(3):263—27l, 1994.
↑5Craig, Herbs for Your Health, pp. 16-19.
↑6Angalli, B.C., et al, Toxicology of nutmeg abuse, J Clin Toxicol, 38(6):6781-8, 2000.
↑7Khan, et al, Cinnamon improves glucose and lipids of people with type 2 diabetes. Diabetic Care, December 26, 3215-8, 2003.
↑8Anderson, R.A., Chromium and polyphenols from cinnamon promote insulin sensitivity. Proc Nutr Soc, 67(1):48-53, 2008.
↑9Vanschoonbeek, K., et al, Cinnamon supplementation does not improve glycemic control in post-menopausal type 2 diabetic patients. J Nutr, 136(4):977-80, 2006.
↑10Maralhas, A., et al, Genotoxicity and endore-duplication inducing activity of food flavouring eugenol. Mutagenesis, 21 (3):199-204, 2006.
↑11Smith, R.1.., Safety assessment of allylalkoxybenzene derivatives used as flavouring substances—methyl eugenol and estragole. Food Chem Toxicol,40(7):851-70, 2002.
↑12Johnson, J.D., et al., Two-year toxicity and carcinogenicity study of methyl eugenol in F344/N rats and B6C3F(l) mice. JAgriC Food Chem, 48(8):3620-32, 2000.
↑13Miller, R.K., et al, Ora1Su1gMed Oral Pathol, 73(6):708-16, 1992.
Endo, H. and Rees, T.D., Compend Cont Educ Demt, 27(7):403-9, 2006.
Endo, H. and Rees, T.D., Cinnamon products as a possible etiologic factor in oralfacial granulomatosis. Med Oral Pathol Cir Bucal, (12(6):E440-4, 2007.
Chalandussia, E., et al, Oral Dis, 13(1):93-8, 2007.
↑14Smith, Safety assessment of allylalkoxy-benzene…. Food Chem Toxicol.
↑15Usta, J. et al, A comparative study on the effect of cinnamon and clove extract and their main components on different types of ATPases. Human Exp Toxicol, 22(7):355—62, 2003.
↑16Baldwin, B. and M. Spices—recipe for trouble, in Nutrition for the Nineties, p. 246.


Ein Artikel von RundumGesund.org