Alkohol – die legale Droge Nr. 1
In unserem Umfeld ist Alkohol beinahe allgegenwärtig. Eltern, Verwandte und Freunde sind die Vorbilder für einen mehr oder weniger gelungenen Umgang mit Alkohol. Dazu kommt die Werbung und der Film. Die Verbindung von Alkohol und Spaß, Erfolg, Attraktivität, Stärke und Cool-sein sind Bilder, die sich in den Köpfen fest setzen, besonders in denen der Jugendlichen. Dass viele Jugendliche zur Droge Alkohol greifen hat wesentlich damit zu tun, dass er unsere legale Droge Nr. 1 ist. Er fungiert darüber hinaus quasi als Eintrittskarte in die Erwachsenenwelt.
Alkohol ist ein ganz besonderer Saft. In ihm steckt ein großes Potential der Abhängigkeit. Suchtexperten betonen, dass regelmäßiger Alkoholkonsum in qualitativer und quantitativer Hinsicht zu weit größeren Problemen führt als illegale Drogen.
Kulturelle und wirtschaftliche Faktoren
Alkohol ist leider untrennbar mit dem gesellschaftlichen Alltag verbunden. Bei vielen Anläßen und Familienfesten ist das Trinken von Alkohol der Höhepunkt. Alkohol ist verbunden mit Entspannung und Geselligkeit. Einer der nicht mittrinken will, wird oft als Spielverderber dargestellt. Dadurch wird der Gruppenzwang sehr stark. Besonders zum Tragen kommt das bei Jugendlichen. Aber auch ehemalige Alkoholiker werden durch diesen starken Druck rückfällig.
Man glaubt immer wieder, dass der Alkohol in Europa einen großen Wirtschaftsfaktor darstellt. In Wirklichkeit liegt er nur um 2% des Bruttoinlandsproduktes. Viele Winzer bleiben auf ihren Erzeugnissen sitzen und suchen nach Alternativen. Auch die Alkoholbesteuerung hat an Bedeutung verloren.
Konsumverhalten
Glücklicherweise ist der Alkoholkonsum im Ganzen gesehen leicht rückläufig. Leider holen die Frauen sehr auf. Ihr Konsumverhalten gleicht sich immer mehr dem der Männer an. Das ist insofern problematisch, weil Frauen einfach weniger vertragen. Sie haben im Vergleich zu Männern einen geringeren Anteil an Wasser in ihrem Körper. Der Alkohol wird also weniger stark verdünnt. Auch bauen Frauen Alkohol langsamer ab. Besonders schwerwiegend ist die Verbindung Alkohol und Schwangerschaft. Er kann die Entwicklung des Ungeborenen beeinträchtigen. Innere Organe können geschädigt werden. Es kommen jährlich viele durch Alkohol geschädigte Kinder zur Welt.
Das gibt’s auch: Die Promille-Kinder. Die Kinder kommen heute früher in die Pubertät. Auch haben sie mehr Taschengeld als frueher. Das fuehrt zu einer relativen Selbständigkeit. Und da der Umgang mit Alkohol immer noch als Eintrittskarte in die Welt der Erwachsenen angesehen wird, wird auch reichlich davon Gebrauch gemacht.
Am meisten und regelmäßigsten trinken aber die 40 – 50-Jährigen.
Alkopops – Designerdrinks
Sie sind süß, farbig, trendig, schick und in handliche Flaschen oder Dosen abgefüllt, die Limonaden, vermischt mit hochprozentigem Alkohol. Dabei wird der Alkoholgeschmack, der von Kindern und Jugendlichen meist als unangenehm abgelehnt wird, überlagert durch hohen Zuckergehalt, Kohlensäure, Zusatz von Aromen und Fruchtsäuren. Die 12 – 16-Jährigen sind die Zielgruppe solcher süßen Mixgetränke. Dass dabei eine erhebliche Menge an Alkohol mitkonsumiert wird, ist vielen Jugendlichen nicht klar genug. Denn in den 0,25 Litern ist der Gehalt von etwa zwei Schnäpsen drin. Durch die Kohlensäure und den Zucker gelangt der Alkohol auch sehr schnell ins Blut.
Oft wird den Drinks auch noch Guarana oder Koffein beigemischt, was die Wirkung auf die verschiedensten Organe noch verstärkt. So kommt es zu Fehleinschätzungen der eigenen Reaktion, Konzentration und Koordination von Bewegungsabläufen. Eine Überdosierung ist schnell erreicht und damit auch eine Fahruntauglichkeit.
Gefährliche Gewohnheit
Der chronische Konsum ist viel gefährlicher als gelegentliche Exzesse. Obwohl auch denen nichts Beruhigendes abgewonnen werden soll. Unter Alkoholeinfluß kommt es viel schneller zu einer kriminellen Tat, weil natürliche Hemmungen wegfallen. Auch ungeschützter Sex mit ungewollten Schwangerschaften als Folge kommen häufig nach dem Trinken von Alkohol vor. Lohnt sich das? Weil keiner vorher genau weiß, wie er unter Alkoholeinfluß reagiert und ob er abhängig werden könnte, ist der beste Weg, ganz darauf zu verzichten.
Am meisten gefährdet sind Kinder von Gewohnheitstrinkern und Alkoholikern. Es kann aber auch vorkommen, dass das Vorbild so abschreckend wirkt, dass sich solche Kinder zu einer abstinenten Lebensweise durchringen. Sehr gehemmte Jugendliche und solche mit einem schwachen Selbstbewußtsein sind eher gefährdet. Fehlende Nestwärme, Fassaden-Familien, mangelnde Anerkennung und Verständnislosigkeit sind weitere auslösende Faktoren, dass junge Menschen leicht zu Alkohol greifen. Geltungsbedürfnis, Langeweile, Sinnlosigkeit und Protest sind weitere Motive.
Hier muß auch die Lösung des Problems ansetzen.
Reden und verstehen
Es ist so wichtig, sich zusammen zu setzen, über aktuelle Probleme zu reden, gemeinsam Lösungen zu suchen. Aber nicht erst, wenn die Probleme schon da sind. Jugendlichen müssen Verantwortungen übertragen werden, an denen sie reifen können, die sie wertvoll machen. Hobbies, die fordern, sind überaus wichtig. Körperliche und geistige Betätigung sind sehr wertvoll, auch wenn das in der Pubertät oft schwer durchzuführen ist.
Vorbild sein ist glaubhaft! Gegen Rauchen und Trinken predigen und es selber tun, wirkt nicht sehr überzeugend.
Aufklärung tut not
Das Gehirn entwickelt sich auch in der Jugend noch. Das Organ, das von Alkohol am meisten angegriffen wird, ist aber das Gehirn. Bei jedem Vollrausch sterben tausende Gehirnzellen ab. Die Lern- und Merkfähigkeit wird beeinträchtigt. Die Entwicklung der Persönlichkeit wird gestört. Es gibt kein Organ oder System im menschlichen Körper, das durch Alkohol nicht geschädigt wird. Am bekanntesten ist die Leberzirrhose. Aber auch Krebs der Speiseröhre, des Kehlkopfes und des Mundraumes treten gehäuft auf. Geschädigt werden Nerven, Magen-Darm-Trakt, Herz, Bauchspeicheldrüse, die geistige Leistungsfähigkeit. Die Gefahr der körperlichen und psychischen Abhängigkeit ist groß.
Ethische Prinzipien
Einige Sätze aus der „Europäischen Charta Alkohol“ sollen zum Nachdenken anregen und diesen Artikel abrunden.
- Alle Menschen haben ein Recht auf ein vor Unfällen, Gewalttätigkeit und anderen negativen Folgen des Alkoholkonsums geschütztes Familien-, Gesellschafts- und Arbeitsleben.
- Alle Menschen haben von früher Jugend an ein Recht auf korrekte, unparteiische Information und Aufklärung über die Folgen des Alkoholkonsums für Gesundheit, Familie und Gesellschaft.
- Alle Kinder und Jugendlichen haben ein Recht, in einer Umwelt aufzuwachsen, in der sie vor den negativen Folgen des Alkoholkonsums und soweit wie möglich vor Alkoholwerbung geschützt werden.
- Alle alkoholgefährdeten oder alkoholgeschädigten Menschen und ihre Familienangehörigen haben ein Recht auf Zugang zu Therapie und Betreuung.
- Alle Menschen, die keinen Alkohol trinken möchten oder die aus gesundheitlichen oder anderen Gründen keinen Alkohol trinken dürfen, haben ein Recht darauf, keinem Druck zum Alkoholkonsum ausgesetzt und in ihrem abstinenten Verhalten bestärkt zu werden.
Alkohol ist ein tolles Lösungsmittel. Es löst:
- Beziehungen,
- Bankkonten,
- Familien,
- Wohnungen,
- nur nicht Probleme.
Ein Artikel von RundumGesund.org