Echinacea – Eine alte Heilpflanze
16. Januar 2022 von Esther Neumann
Sie kommen wieder, die nasskalten Tage an denen wir uns zurücksehnen nach den heißen Sommertagen. Und mit ihnen kommen Schnupfen, Husten und Halsschmerzen, die ungebetenen Begleiter der kalten Jahreszeit. Wir sind ihnen aber nicht auf Gedeih und Verderben ausgeliefert. Wir können unser Immunsystem stärken. Und wenn wir doch einmal eine Verkühlung eingefangen haben, gibt es pflanzliche Wirkstoffe, die uns helfen, leichter damit fertig zu werden. Eine sehr hübsche Pflanze möchte ich Ihnen hier vorstellen. Sie blüht bei uns in vielen Gärten, den ganzen Sommer über. Die meisten kennen sie aber nur als Zierpflanze und wissen gar nicht, was für heilende Kräfte in ihr stecken.
Botanik
Der Amerikanische Sonnenhut, eine Rudbeckie, gehört zu den Korbblütengewächsen. Der Stängel hat eine Länge von 30 bis 120 cm. An der Spitze sitzt eine einzige große Korbblüte mit kegelförmigem Blütenboden und 12 bis 15 zartrosa bis purpurrot gefärbten Strahlenblüten. Der Sonnenhut stammt aus Amerika. Er ist auch in unseren Gärten heimisch geworden. Verwildert kommt er nur selten vor. Es gibt den Sonnenhut in verschiedenen Variationen. Zu Heilzwecken wird vor allem die Echinacea purpurea, der rote Sonnenhut verwendet.
Historisches
Echinacea ist eine alte Heilpflanze der Indianer. Sie verwendeten den frischen Pflanzenbrei oder einen Wurzelbrei bei Brandwunden, Schlangen- und Insektenbissen, schlecht heilenden Wunden und bei Fieber. Die ersten Siedler übernahmen die Anwendungen schon bald als Hausmittel bei Erkältungen. Zu uns nach Europa kam sie etwa vor hundert Jahren. Heute zählen Präparate dieser hübschen Blume in den USA und auch bei uns zu den meistgekauften pflanzlichen Immunstimulanzien. Und das mit Recht, wie viele Studien belegen.
Klinische Untersuchungen
In etlichen Studien wird der positive Effekt von Echinacea purpurea-Presssaft auf die Dauer und den Verlauf von Erkältungskranheiten festgestellt. In einer kontrollierten, Doppelblind-Studie, bei der weder der Studienleiter noch die Teilnehmer wissen, wer welches Mittel bekommt, konnte nachgewiesen werden, dass die Anwendung die Dauer einer Erkältung verkürzen konnte; die Erkältungssymptome traten weniger schwer auf. Einem Teil der Patienten mit Erkältungsanzeichen wurde zweimal täglich 5 ml Echinacea purpurea-Presssaft gegeben, dem anderen Teil ein wirkungsloses Placebo, also ein Mittel, das gleich ausschaut wie das Medikament, aber keine Wirkstoffe enthält. Durch Echinacea konnte die Zeit bis zum Abklingen der Symptome auf 6 Tage verkürzt werden. Bei der Placebogruppe lag die Erkältungsdauer bei 9 Tagen. Auch der Schweregrad der Symptome wie verstopfte Nase, Nasenlaufen und Halsschmerzen, konnte bedeutend herabgesetzt werden.
Ein weiterer Vorteil ist, dass die alkoholfreien Zubereitungen bereits bei zweijährigen Kindern angewendet werden können. Ärzte und Eltern bestätigen, dass die Präparate gut vertragen werden und den Kindern die Leidenszeit einer Verkühlung wesentlich abschwächen und verkürzen.
In der Literatur findet man zum Teil widersprüchliche Ergebnisse der Wirksamkeit von Echinacea. Das lässt sich darauf zurückführen, dass diese Studien mit unklar definierten Produkten gemacht wurden. Wenn unterschiedliche Arten, Pflanzenteile und Extraktionsweisen zur Anwendung kommen, führt das zu einer Verfälschung. Es kommt auch ganz darauf an, wo die Pflanze gewachsen ist und wie die Wirkstoffe extrahiert worden sind.
Man ist immer noch auf der Suche nach den genauen Wirkstoffen. Durch moderne Analysemethoden konnten schon sehr viele Inhaltsstoffe identifiziert werden wie verschiedene ätherische Öle, Terpene, Alkamide, Glykoproteine, Polysaccharide und viele andere mehr. Aber welche chemischen Verbindungen nun tatsächlich für die bekannten Wirkungen verantwortlich sind, weiß man noch immer nicht genau. Wahrscheinlich ist es einfach die ganze Pflanze in ihrer vielfältigen Zusammensetzung.
Wirkmechanismen
Echinacea purpurea hat eine phagozytose-stimulierende Wirkung auf Granulozyten. Granulozyten gehören zu den weißen Blutkörperchen. Sie dienen der Abwehr von Mikroorganismen. In unserem Fall der Verkühlung machen sie die eingedrungenen Krankheitserreger unschädlich, in dem sie sie umfließen und so außer Gefecht setzen. Auch die Anzahl der weißen Blutkörperchen wird durch den Presssaft erhöht.
Man kann allgemein sagen, dass das Immunsystem gestärkt wird. Dadurch wird die körpereigene Abwehrkraft gesteigert. Die Bildung und die Aktivität der Antikörper wird stimuliert. Es werden vermehrt Interleukine gebildet, das sind Kommunikationseiweißstoffe, die der Immunregulation dienen. In der Leber werden vermehrt Akute-Phase-Proteine gebildet, die ebenfalls der Infektionsabwehr dienen.
Auch die Anzahl der Natürlichen Killerzellen wird gesteigert. Sie binden an virusgeschädigte Zellen und zerstören sie.
Echinaceaprodukte werden als Tropfen, Salben, Gels und Injektionslösungen angeboten. Zur Stärkung des Immunsystems können die Tropfen auf einem Stück Würfelzucker oder zu einem Löffel Honig bereits vorbeugend in der grippeverdächtigen Zeit geschluckt werden. Ist die Verkühlung bereits ausgebrochen, hilft Echinacea dabei, den natürlichen Heilprozess auf eine schonende Art zu beschleunigen.
Ein gesundes Immunsystem
Denken wir immer daran, dass Vorbeugung besser ist als Heilen und härten wir uns ab. Stärken wir unser Immunsystem. Das geschieht am besten durch regelmäßigen Sport und ausdauernde Bewegung an der frischen Luft. Saunagänge, Wechselduschen, eine vitaminreiche Ernährung und eine der Jahreszeit angepasste Kleidung tragen ebenfalls wesentlich zur Gesundheit bei. Versuchen wir auch unsere Gedanken durch schöne Dinge positiv zu beeinflussen. Denn eine ausgeglichene Gemütslage dient ebenfalls der Immunstärkung.
Und wenn es uns trotzdem erwischt hat, muss viel getrunken werden und für eine ausreichende Luftfeuchtigkeit gesorgt werden, was in der Heizperiode oft vernachlässigt wird. Und darüber hinaus hilft uns Echinacea purpurea schneller mit der Verkühlung fertig zu werden.
Esther Neumann
Esther Neumann studierte Ernährungswissenschaften auf der Universität Wien. Seitdem schrieb sie für viele Jahre für das Gesundheitsmagazin „Leben und Gesundheit“, und führte Gesundheitsvorträge in vielen Orten Österreichs durch.
Ein Artikel von RundumGesund.org